Die auch in der Schweiz aufgetretene neue Virusvariante könnte die Bekämpfung der Corona-Pandemie weiter erschweren. Für die Task-Force des Bundes müssen deshalb strenge und flächendeckende Massnahmen dringlich umgesetzt werden. Auch der designierte Bundespräsident für das Jahr 2021, Guy Parmelin, schliesst zusätzliche Massnahmen nicht aus.
Bis am Samstag sind in der Schweiz und in Liechtenstein drei Fälle mit der neuen, vermutlich ansteckenderen Virusvariante bekannt geworden. Betroffen sind die beiden Kantone Zürich und Graubünden sowie Liechtenstein, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt gab.
Bei mindestens zwei der Fälle handelt es sich um Personen mit Wohnsitz in Grossbritannien, wo das mutierte Coronavirus zuerst aufgetreten war. Gemäss der «NZZ am Sonntag» handelt es sich bei der im Kanton Zürich positiv auf die neue Virusvariante getesteten Person um einen Schweizer, der in Grossbritannien arbeitet und über die Festtage heimgereist ist.
Erhöhtes Risiko durch neue Variante
Für die Task-Force des Bundes erhöht sich angesichts der neuen ansteckenderen Virusvariante die Dringlichkeit von strengen Massnahmen. Die neue Variante stelle für die Schweiz ein weiteres Risiko dar. Ihre Ausbreitung würde es schwieriger machen, die Epidemie in der Schweiz zu kontrollieren.
Um eine Ausbreitung in der Schweiz zu verhindern oder zu verlangsamen, sind aus der Sicht der Task-Force neben den Massnahmen zur Kontaktreduktion ein umgehender Ausbau der kantonalen Test- und Tracing-Kapazitäten sowie eine konsequente Umsetzung von Isolations- und Quarantäne Regelungen notwendig. Anstrengungen zur Identifizierung von Clustern und Infektionsquellen seien in der aktuellen Situation besonders wichtig.
Aber auch all die bekannten Massnahmen würden auch gegen die neue Virusvariante wirken, schreibt die Task-Force weiter. Für Übertragungen brauche es Kontakte und damit könne gemeinsam aktiv auch etwas dagegen getan werden, nämlich indem die Kontakte so weit wie möglich reduziert würden.
Briten sind heimgereist
Über die Weihnachtstage hat auch die Rückreise britischer Touristen begonnen, die in der Schweiz gestrandet waren und eigentlich in die Quarantäne hätten gehen müssen, statt zum Skifahren. Zwei Flugzeuge hoben bereits am Donnerstagmorgen von Zürich in Richtung London-Heathrow ab. Weitere Flüge, auch ab Genf, folgten. In der Schweiz gestrandete Personen aus Grossbritannien konnten dank einer Ausnahmeregelung in ihre Heimat zurückreisen.
Da das BAG über die Festtage keine neuen Zahlen über die Neuinfektionen veröffentlichte, ist über die weitere Ausbreitung der Pandemie nichts bekannt. Gemäss den aktuellsten Zahlen, die am Nachmittag des Heiligabends veröffentlicht wurden, sind innerhalb von 24 Stunden weitere 4898 Neuinfektionen bekannt geworden. Dazu kamen 103 Todesfälle und 193 Spitaleinweisungen.
Parmelin: Weitere Massnahmen möglich
In der Woche 51 (14. bis 20. Dezember) wurden insgesamt 29'441 laborbestätigte Fälle gegenüber 30'162 in der Vorwoche verzeichnet, wie aus dem epidemiologische Wochenbericht hervorgeht, den das BAG am Donnerstag veröffentlichte. Damit sank die Anzahl der gemeldeten Fälle im Vergleich zur Vorwoche um 2,4 Prozent.
An Heiligabend durfte auch der designierte Bundespräsident 2021 Guy Parmelin seine Quarantäne wieder aufheben, die er nach einem London-Besuch hatte antreten müssen. Er blieb symptomfrei. Parmelin war am 14. Dezember nach London gereist. Er hatte dort mit Elizabeth Truss, der Ministerin für internationalen Handel, ein Abkommen über die Mobilität von Dienstleistungserbringern unterzeichnet. Für den Wirtschaftsminister war es bereits die zweite Quarantäne.
In einem Interview der «SonntagsZeitung» schloss Parmelin weitergehende Massnahmen nicht aus, die durch die neue Virusvariante notwendig werden könnten. «Wir müssen die Situation weiter beobachten und nötigenfalls zusätzliche Massnahmen ergreifen», sagt er.
Berset: «Zu optimistisch gewesen»
Sowohl der Wirtschaftsminister wie auch Gesundheitsminister Alain Berset räumten in Interviews über die Festtage Fehler in der Pandemiebekämpfung ein. So sei die Situation im Sommer wahrscheinlich unterschätzt worden, sagten die beiden Mitglieder der Landesregierung.
Dann sei man viel zu optimistisch gewesen, «als wir dachten, wir können im Herbst die Grossveranstaltungen wieder öffnen», sagte Berset in der Sendung «Sternstunde Philosophie» des Schweizer Fernsehens SRF. Dies sei einer der grössten Fehler gewesen. (SDA)