Es ist Feuer im Dach in Graubünden: Seit der Bündner Gewerbeverband (BGV) Mitte Januar Ja zu No Billag gesagt hat, werden die Kritiker der Abstimmungsparole immer lauter. Fast täglich wird die Dachorganisation der gewerblichen Wirtschaft laut «Südostschweiz» in Leserbriefen für ihren Entscheid kritisiert. Und auch in den eigenen Reihen wird die Opposition immer lauter.
Beim Handels- und Gewerbeverein Ilanz und Umgebung ist man vom Beschluss des Gewerbeverbandes «irritiert gewesen», sagt Franca Strasser, Co-Präsidentin des HGV-Ilanz, der «Südostschweiz». Als Zeichen der Opposition habe man deshalb einstimmig die Nein-Parole beschlossen – um damit auch ein Zeichen zu setzen.
Der Bündner Gewerbeverband spreche längst nicht für alle KMU im Bergkanton, sagt Strasser, «denn die Initiative könnte weittragende Konsequenzen nach sich ziehen». Viele Arbeitsplätze würden gefährdet, bei den direkt betroffenen Unternehmen wie RTR – dem «rätoromanischen SRF» – oder Somedia, wie auch mittelbar bei den Zulieferern.
News aus den entlegenen Tälern würden gar nicht mehr den Weg nach Chur finden, «von einer Berichterstattung in romanischer Sprache ganz zu schweigen». Alles Punkte, die die Attraktivität der Randregion weiter schwächen und die Abwanderung befördern. «Und das wäre das Letzte, was das Gewerbe braucht.»
Mitglieder opponieren gegen Entscheid
Ins gleiche Rohr blasen Handels- und Gewerbevereine von Disentis/Mustér, Lumnezia und Vals sowie jener der Gemeinden Breil, Dardin, Danis und Tavanasa. «Wir sind klar gegen die No-Billag-Initiative!», heisst es unisono.
Auch weitere Mitglieder des BGV opponieren gegen die Ja-Parole des Bündner Gewerbeverbands. Der Vorstand des HGV Imboden etwa hat einstimmig die Nein-Parole beschlossen. Der Handels- und Gewerbeverein Alpenarena hingegen hat gar keine Parole. Laut Präsident Urs Hasler ist eine Mehrheit des Vorstandes zwar gegen die Initiative, man werde aber keine Parole fassen, «das sollen die Leute selber entscheiden».
So hätte es der Bündner Gewerbeverband selbst auch halten sollen, ist Hasler überzeugt. Es sei «nicht wahnsinnig intelligent» gewesen, sich in dieser Frage als Verband «derart zu exponieren», so Hasler.
Vorstandsmitglied fordert eine Wiederholung der Parolenfassung
Ungemach kommt auch vom Gewerbeverein Chur. Oliver Hohl, Vorstandsmitglied und BDP-Gemeinderat, sieht im Entscheid des BGV «kein Gesamtbild der Bündner Wirtschaft repräsentiert». «Das ist meine Meinung», so Hohl.
Und auch beim Vorstand des Bündner Gewerbeverbandes gibt es mächtig Zoff: So forderte Daniel Blumenthal gar eine Wiederholung der Debatte und der Parolenfassung – er selbst war verhindert.
Den BGV zu verlassen, erwägt Gastro Graubünden. Da steht jetzt eine Krisensitzung an, so Präsident Franz Sepp Caluori. «Wir werden uns mit dem voraussichtlichen künftigen BGV-Präsidenten Herbert Stieger zusammensetzen und versuchen, die Sache auszudiskutieren.» (vfc)