Aus Respekt gegenüber der Verletzten
FDP-Müller setzt nach Crash Wahlkampf aus

Nach seinem Autounfall, der eine Schwerverletzte forderte, setzt FDP-Präsident Philipp Müller vorerst seinen Ständerats-Wahlkampf aus. Das teilte er heute Abend in einer weiteren persönlichen Erklärung mit.
Publiziert: 12.09.2015 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:23 Uhr
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Philipp Müllers Mercedes hat eine fix eingebaute Kamera.
Foto: Kapo AG

FDP-Präsident Philipp Müller zieht nach dem schweren Verkehrsunfall in Lenzburg AG Konsequenzen. In einer zweiten persönlichen Stellungnahme, die der Politiker heute Abend verschickte, teilt er mit, den Wahlkampf um einen Ständeratssitz «bis auf Weiteres» auszusetzen. «Aus Respekt gegenüber der jungen Frau und ihren Angehörigen» habe er sich zu diesem Schritt entschieden.

Konkret heisse das, dass er an vorgesehenen Podiumsdiskussionen nicht teilnehmen werde. Seine Arbeit als Nationalrat und FDP-Präsident werde er aber weiter wahrnehmen.

Zum Crash war es vergangenen Donnerstag gekommen. Am frühen Abend geriet Müller auf der Seonstrasse mit seinem weissen Mercedes aus noch ungeklärten Gründen über die Fahrbahnmitte hinaus und krachte in einen Töff. Die Lenkerin, die 17-jährige Kim A., zog sich beim Unfall schwere Verletzungen an den Beinen zu und musste mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden.

Müller sei nach dem Unfall einfach weitergefahren und habe keine erste Hilfe geleistet, sagte Herbert A., der Vaters des Opfers, heute gegenüber BLICK. Er zeigte sich enttäuscht vom Verhalten des Parteipräsidenten. Er habe Müller gegrüsst, als er am Unfallort angekommen sei. Dieser sei allerdings einfach ins Polizeiauto gesessen und habe sich nicht mehr blicken lassen. Bis gestern Abend habe er nichts von ihm gehört.

Polizei habe ihn ins Auto verfrachtet

In seiner Stellungnahme rechtfertigt sich Müller nun erneut für sein Verhaltne. «Nach dem Zusammenprall war ich unter Schock und habe mein Fahrzeug erst bei der nächsten Ausstellmöglichkeit abgestellt», schreibt er. Dann sei er unverzüglich zurückgelaufen. Als er jedoch gesehen habe, dass bereits «viele erfahrene Personen» erste Hilfe leisteten, habe er sich dazu entschlossen, stattdessen die Rettungskräfte zu alarmieren.

Die Polizei habe ihn später ins Auto verfrachtet, er habe nicht gewusst, dass ein Angehöriger der jungen Frau vor Ort seien. «Selbstverständlich hätte ich ansonsten das Gespräch mit ihm gesucht», betont Müller.

Wie kam es zum Crash?

Noch am selben Abend habe er seinen Anwalt gebeten, den Namen und die Adresse des Opfers herauszufinden. Die Polizei habe die Daten allerdings erst nicht herausrücken wollen, schreibt der FDP-Präsident. Erst am nächsten Morgen habe er den Kontakt erhalten und sofort die Eltern A.s angerufen. Diese hätten aber «bis auf Weiteres keine direkte Kontaktaufnahme» gewünscht, so die Version Müllers. Dies habe er respektiert. Heute Nachmittag habe er schliesslich, nachdem er via Medien von der Gesprächsbereitschaft der Familie erfuhr, erneut einen Kontaktversuch gestartet und lange mit den Eltern telefoniert.

Weiter äussere er sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht zum Unfall. So bleibt weiterhin offen, weshalb Müller auf die Gegenfahrbahn geriet. Bereits in seiner ersten Stellungnahme hatte er diese Frage offen gelassen. Er hatte lediglich betont, dass er nicht unter Alkoholeinfluss gestanden habe und auch nicht mit dem Handy beschäftigt gewesen sei. Er habe sich fit gefühlt, schrieb Müller. Auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung habe er sich den Erkenntnissen zufolge gehalten. Wie also konnte es zum Crash kommen? (lha)

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