Den Merkel-Besuch dürften einige Schweizer Politiker mit besonderem Interesse verfolgen, fliesst in ihren Adern doch deutsches Blut.
Zum Beispiel Grünen-Nationalrätin Aline Trede (32). Die Bernerin besitzt neben dem Schweizer auch den deutschen Pass. Ihr Vater kam vor gut 40 Jahren aus Schleswig-Holstein im hohen Norden Deutschlands in die Schweiz. «Ich würde Angela Merkel am liebsten persönlich treffen, das wird aber leider nicht möglich sein», sagt Trede zu Blick.ch. «Ich werde den Besuch sicher aktiver verfolgen als andere.»
Noch immer hat Trede Verwandte in Deutschland. Und: «Beim Fussball schlägt mein Herz nach dem Ausscheiden der Schweiz immer für Deutschland.»
Müller bis 16 Deutscher
Auch Tredes Parteikollege Geri Müller (54) besass lange den deutschen Pass. Sein aus Augsburg stammender Vater geriet während des Zweiten Weltkriegs als 16-Jähriger in Frankreich in Gefangenschaft. Dort lernte er seine Frau kennen. Das Paar zog später in die Schweiz.
Sohn Geri wurde hier geboren und wuchs im aargauischenTurgi auf. «Mit 16 Jahren wurde ich eingebürgert, da musste ich den deutschen Pass abgeben – eine Doppelbürgerschaft war damals noch nicht möglich», sagt Müller.
Er hat noch immer Verwandte in Deutschland. «Und als Aussenpolitiker halte ich vielleicht noch ein bisschen mehr ein Auge auf das Land.»
Bierbrauer-Gen geerbt
Auch in der CVP findet sich ein aktiver Nationalrat mit deutschen Wurzeln. Der Urgrossvater des Schwyzer Bierbrauers Alois Gmür (60) wanderte um 1900 in die Schweiz ein. Von ihm hat Gmür das Bierbrauer-Gen geerbt: Der Urgrossvater war nämlich Braumeister in München. «Er leistete den Schweizern Entwicklungshilfe im Bierbrauen», lacht Gmür.
Mit Deutschland verbinden Gmür heute noch seine Verwandten – «und das Bier». Zum Merkel-Besuch sagt er: «Schön, dass sie kommt.»
Blochers Ururgrossvater kam 1833
Deutsche Wurzeln finden sich auch in der SVP. Prominentestes Beispiel ist SVP-Doyen und alt Bundesrat Christoph Blocher (74, ZH), dessen Ururgrossvater 1833 aus dem Königreich Württemberg in die Schweiz kam und 1861 das Bürgerrecht von Schattenhalb BE erhielt. 900 Franken zahlte der Reformpädagoge damals für seine Einbürgerung – für damalige Verhältnisse ein halbes Vermögen.
Auch alt SVP-Nationalrat und «Schweizerzeit»-Verleger Ulrich Schlüer (70, ZH) hat deutsche Vorfahren: Sein aus Sachsen-Anhalt stammender Grossvater wanderte vor über 100 Jahren in die Schweiz ein.