«So schützen wir uns»: Die Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gehört inzwischen zum Schweizer Alltag. Je nach Ernst der Lage hat das BAG im Verlauf der Corona-Pandemie Farbe und Inhalt der Plakate geändert, die jeweils auf die wichtigsten Massnahmen hinweisen. Gestern ist es zum ersten Mal von der altbekannten Form abgekommen: «Das Coronavirus ist immer noch da», ist die neue Botschaft.
Die allgegenwärtige BAG-Kampagne wird oft und gern kopiert – zuletzt von der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns). Letztere hat bereits im Mai das BAG-Sujet geklaut – im damals genutzten pinken Design. Abstand gelte es zur EU zu halten, so die Botschaft, und für die SVP-Begrenzungs-Initiative zu stimmen, die Ende September vors Volk kommt. Das BAG wiederum fand die Zweckentfremdung gar nicht lustig und bat die Kopisten-Sünderin, auf das Sujet zu verzichten.
Auns unbeeindruckt
Doch die Bitte ist bei der Auns offensichtlich auf taube Ohren gestossen. Beim gestrigen Kampagnenauftakt zur Begrenzungs-Initiative hat sie erneut das zweckentfremdete Sujet der Medieninformation beigelegt. Und auch auf der Facebookseite der Auns ist es nach wie vor zu finden.
Gestern Donnerstag hat das BAG daher erneut interveniert, wie Kampagnenleiter Adrian Kammer (54) zu BLICK sagt. «Das Logo ist urheberrechtlich geschützt.» Die Verwendung zu «kommerziellen, ideologischen und politischen und anderen zweckentfremdeten Zielen» sei nicht erlaubt.
BAG gibt Frist
Die Auns ihrerseits provoziert unbeeindruckt weiter: «Wenn das BAG den Rechtsweg beschreiten will, kann es das gern tun», sagt Auns-Geschäftsführer Werner Gartenmann (55). In diesem Fall würde das Material vernichtet. Ganz auf die Barrikaden geht Gartenmann allerdings nicht: Er betont, dass die Logo-Kopie nicht das Hauptsujet der Kampagne sei, auf Plakaten werde sie nicht erscheinen. Die Flyer und Aufkleber mit dem Plakat würden nicht mehr nachgedruckt, die etwa 100 Stück würden den Freiwilligen allerdings noch zum Verteilen gegeben.
Für Gartenmann ist die Kopie «eher ein Gag». Online funktioniere der sehr gut – und die Auns werde «aktiv nichts unternehmen, das zu ändern». Ob die Auns das Sujet erneut auf den eigenen Kanälen posten wird, lässt Gartenmann vorerst offen. Für die Intervention des BAG hat er wenig Verständnis. «Das BAG hat seine Kampagne ja längst geändert, eine Verwechslungsgefahr besteht also nicht», findet er.
Anders sieht das – natürlich – das BAG. Man werde die Auns erneut und diesmal schriftlich informieren, sagt Kammer. Die Flyer müssten vernichtet und das Sujet von den Onlinekanälen entfernt werden. Das BAG gibt dazu eine Frist bis am frühen Freitagabend. «Wir werden der Auns ebenfalls mitteilen, dass das BAG ansonsten weitere Schritte prüft.»