Ad interim übernimmt seine Stellvertreterin Birgit Rutishauser ab 1. Oktober die Geschäfte, heisst es in einer Mitteilung der Finanzmarktaufsicht vom Mittwoch. Der Verwaltungsrat habe den Prozess für die Neubesetzung eingeleitet. Angehrn werde Rutishauser für eine geordnete Übergabe und für Folgearbeiten nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zur Verfügung stehen.
Der Finma-Verwaltungsrat habe den Entscheid Angehrns mit grossem Bedauern zur Kenntnis genommen, heisst es weiter. Angehrn hatte den Direktorenposten bei der Aufsichtsbehörde im November 2021 übernommen. Er löste damals Mark Branson ab, der nach sieben Jahren an der Finma-Spitze zur deutschen Finanzaufsicht Bafin gewechselt hatte.
In den vergangenen knapp zwei Jahren habe Angehrn die Behörde fachlich und menschlich kompetent geführt, heisst es weiter. Mit seinem Team sei er in enger Koordination mit dem Finanzdepartement und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) massgeblich an der Bewältigung der Krise um die Credit Suisse beteiligt gewesen - der grössten Herausforderung in der Geschichte der Finma.
Gesundheitliche Folgen
Das Amt sei eine einzigartige Herausforderung gewesen, der er sich mit ganzer Kraft gestellt habe, lässt sich Angehrn in der Mitteilung zitieren. «Die hohe und dauerhafte Belastung hatte aber gesundheitliche Folgen.» Es falle ihm sehr schwer, diese Aufgabe abzugeben, doch es sei «ein Schritt der Vernunft».
Die Finma steht immer mal wieder in der Kritik. Diese bezieht sich auf die tagtägliche Arbeit der Behörde, aber auch auf die beschränkte Machtfülle, mit der sie von der Politik ausgestattet wurde.
Sie muss sich etwa immer wieder den Vorwurf des zahnlosen Tigers gefallen lassen, da sie keine Bussen verhängen kann. Sie kann lediglich Gewinne einziehen, Berufsverbote verhängen und organisatorische Anpassungen verlangen. Angehrn selbst hatte sich für eine Sanktionskompetenz ausgesprochen. Das sei auch an anderen Finanzplätzen bewährte Praxis.
Kritik nach CS-Untergang
Besonders unter Beschuss geriet die Regulierungsbehörde aber in der jüngster Zeit im Zusammenhang mit den zahlreichen Missständen bei der Credit Suisse, die letztendlich zum Untergang der Traditionsbank führten.
Die Aufsicht sei nicht früh genug eingeschritten oder habe zu wenige Mitarbeiter zur Überwachung der CS eingesetzt, lauteten Vorwürfe. Nach der Übernahme der CS durch die UBS will die Finma ihre Ressourcen, die bisher für die Aufsicht der beiden Banken zur Verfügung standen, aufstocken. Das hatte sie gegenüber der Nachrichtenagentur AWP bereits angekündigt. Insgesamt sollen 22 Personen direkt mit der UBS-Aufsicht betraut sein.
Gleichzeitig wurden die Mitglieder des Verwaltungsrats am Mittwoch in ihrem Amt bestätigt. Im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen für die neue Amtsperiode 2024 bis 2027 habe der Bundesrat diese an seiner Sitzung am Mittwoch wiedergewählt. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde René Keller, der frühere CIO der Standard Chartered Bank in Singapur.
Der Verwaltungsrat der Finma setzt sich aus sieben bis neun Personen zusammen und wird vom Bundesrat gewählt. Bestätigt wurden Verwaltungsratspräsidentin Marlene Amstad und Vizepräsident Martin Suter sowie Benjamin Gentsch, Ursula Cassani Bossy, Andreas Schlatter, Susan Emmenegger, Alberto Franceschetti und Marzio Hug. Keller wird Anfang 2024 starten. (SDA)