Aufruhr wegen einer Landkarte
Raiffeisen zäuselt im Jura

Die Geografie des jüngsten Schweizer Kanton ist auch vierzig Jahre nach der Gründung heiss umstritten. So sehr, dass sich Raiffeisen mit einem simplen Inserat die Finger verbrannte.
Publiziert: 29.06.2019 um 23:25 Uhr
1/12
Vergangenes Wochenende lud Jacques Gerber, Regierungspräsident des Kantons Jura, zu den 40-Jahr-Feierlichkeiten seines Kantons.
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Wie brenzlig die bernjurassische Frage wieder ist, musste Raiffeisen Schweiz vergangene Woche erfahren. Ihr Regionalverband Jura wollte dem Kanton mit einem Inserat im «Le Quotidien Jurassien» zum 40-jäh­rigen Bestehen gratulieren: in den Konturen des Juras die Ziffer 40 in Raiffeisen-Rot, darüber eine Flamme. Die Karte zeigt den Kanton inklusive sämtlicher bernjurassischer Gemeinden – der Traum aller Jura-Autonomisten! Der Slogan dazu: «Raiffeisen baut mit Ihnen den Jura von morgen.»

Der bernjurassische SVP-Nationalrat Manfred Bühler (40) legte bei Raiffeisen Schweiz umgehend Protest ein. Wie «Le Temps» berichtete, konnte sich Bühler auf eine breite Entrüstung bei den Seinen berufen. Raiffeisen roch die Lunte: Die Karte sei ein Malheur, die Grafik stelle nur das Verbandsgebiet der jurassischen Raiffeisen-Genossenschaften dar, das bis in den Kanton Bern reiche, erklärte die Bank.

Bank präsentiert korrekte Resultate

Auch Raiffeisen-Schweiz-CEO Heinz Huber (54) begriff die politische Brisanz des Inserats und entschuldigte sich umgehend bei Nationalrat Bühler und den Bernjurassiern.

Im Internet präsentiert die Bank jetzt korrekte Inserate. Doch damit ist für Manfred Bühler das Feuer nicht gelöscht. Zwar sieht er von einem Boykottaufruf ab, aber: «Das Inserat ging über den Tisch von Raiffeisen-Chefs in der Region. Diese kennen die politische Karte sehr wohl!» Bühler sieht es so: Die Bankmanager verantworten die Provokation und sollen sich auch entschuldigen.

Nach Recherchen von SonntagsBlick ist dies nun der Fall. «Der jurassische Re­gionalverband der Raiffeisenbanken kann die Verärgerung nachvollziehen und entschuldigt sich in aller Form für diese Publikation», teilt Verbandspräsident Nicolas De Cet mit.

Autonomie-Jubiläum mit Misstönen

Zur Ruhe kommt der Jura aber auch sonst nicht. Dies zeigte sich am vergangenen Wochenende, als der Kanton sein 40-Jahr-Jubiläum mit Misstönen feierte: Die Berner Regierungsräte Philippe Müller (56, FDP) und Pierre Alain Schnegg (57, SVP) sowie Grossratspräsident Hannes Zaugg-Graf (52, GLP) konnten am Festakt zur Eigenständigkeit des Juras nicht wie geplant teilnehmen, weil sich die Polizei um die Sicherheit des Bernjurassiers Schnegg sorgte. Jura-Autonomisten hatten mit Protestaktionen am Festakt in Saignelégier JU gedroht. Rund 300 Personen demonstrierten dann tatsächlich.

Auch ohne Kartenflop von Raiffeisen bleibt die politische Landkarte in Bewegung: Die Berner Stadt Moutier wartet ungeduldig auf den Entscheid des Verwaltungsgerichts, ob sie definitiv zum Jura wechseln darf.

Das sehr knappe Volks-Ja von 2017 war wegen «gewichtiger Mängel» für ungültig erklärt worden. In den Augen der Jura-Autonomisten ein Affront.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?