Das Getuschel war gross in der Wandelhalle, als die SVP kürzlich ihre neuen Parteistrukturen präsentierte. Vor allem eine Personalie gab dabei zu reden.
Neuer Dossierverantwortlicher für die Themen Asyl und Migration soll gemäss dem Willen der Parteispitze Andreas Glarner werden. Das überrascht, weil der scharfzüngige Aargauer erst im Herbst den Sprung in den Nationalrat schaffe und in den letzten Jahren immer wieder für zweifelhafte Schlagzeilen sorgte.
So versuchte der Gemeindepräsident von Oberwil-Lieli etwa, seine Gemeinde von Asylsuchenden freizukaufen. Die Aktion sorgte bis nach Deutschland für Beachtung und Kopfschütteln. Seinen Wahlkampf absolvierte er in der Folge mit blutigen Plakaten («Kopf hoch statt Kopf ab!»), mit denen er auf die Gefahr des Islamischen Staats hinweisen wollte.
Allen war das in der SVP wohl nicht geheuer – dennoch soll er nun Asylchef der grössten Partei der Schweiz werden. Ein Fraktionsmitglied interpretierte seine Wahl so, dass man die Provokateure besser einbinden will. Mit einem Amt im Rücken würde sich Glarner wohl mässigen, so die Hoffnung.
Doch weit gefehlt. Am Sonntag posaunt Glarner via Twitter in die Welt hinaus: «Steht bei Dir ein Asylant im Keller, war Sommaruga schneller!» Die entsprechenden Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.
«Lese ich ein Tweet vom Glarner, find ich immer, er ist ein ganz, ganz Armer!», reimt ein User zurück. Ein zweiter meint, tiefer als Glarners Keller könne man nicht mehr sinken. Und ein anderer bezeichnet den Aargauer als «Rassistensocke» und glaubt: «Da war wohl ein Neo-NR mächtig besoffen am Samstagabend...».
Was ging Glarner durch den Kopf, als er den Tweet absetzte? Er sagt auf Anfrage, der Spruch entspreche der Realität und verweist auf einen Bundesratsentscheid vom Freitag. Die Regierung hatte eine Verordnung über die Requisition von Zivilschutzanlagen «zur Bewältigung von Notlagen im Asylbereich» verabschiedet – die SVP sprach von geplanten «Beschlagnahmungen»
Glarner hält fest, dass die Dossierverantwortlichkeit für das Asylthema ihn «sicher nicht weichspülen» werde. Persönlich werde er genau gleich kommunizieren wie bisher. Bloss wenn er als «Asylchef» die ganze Partei vertrete, werde er sich künftig sachlicher und diplomatischer ausdrücken. (vuc)