Bloss 1400 Stimmen fehlten zur roten Revolution im Wallis. SP-Kandidat Mathias Reynard (32) wollte die über 150 Jahre lange Alleinherrschaft der CVP im Stöckli brechen – und scheiterte am Sonntag knapp.
Reynards Scheitern ist für die SP unglücklich. Doch es passt zum bisher schlechten Abschneiden der Genossen im Ständeratsrennen. Die Sozialdemokraten haben – Stand heute – bereits drei ihrer zwölf Sitze im Stöckli verloren. In zwölf Kantonen finden noch zweite Wahlgänge statt.
Drei rote Sitze weniger
Auffallend dabei: Bei den roten Sitzverlusten hatten die Grünen stets ihr Händchen im Spiel. Im Baselbiet zog Eric Nussbaumer (59) seine Ständeratskandidatur zurück, um der besser platzierten Maya Graf (57, Grüne) den Weg freizumachen.
Im Aargau musste Cédric Wermuth (33) der Grünen Ruth Müri (49) den Vortritt lassen. Und in Neuenburg schnappte die Grüne Céline Vara (35) den Genossen überraschend den Sitz weg.
Stöckli-Schock in Sicht
Diesen Sonntag droht der SP gleich der nächste Stöckli-Schock. In der Waadt muss SP-Nationalrätin Ada Marra (46) den Sitz der abtretenden Géraldine Savary (50) verteidigen. Doch das wird kein einfaches Unterfangen.
Die Ökowelle war in der Waadt besonders stark. Sie trug die grüne Nationalrätin Adèle Thorens (47) im ersten Wahlgang auf den Spitzenplatz. Die Lausannerin startet als Favoritin in die zweite Runde – und kann neu auch auf die Unterstützung der GLP zählen.
SP-Marra gegen FDP-Français
Das Rennen um den zweiten Sitz dürfte sich deshalb zwischen Marra und dem bisherigen FDP-Ständerat Olivier Français (64) abspielen. Marra landete im ersten Wahlgang zwar auf dem souveränen zweiten Platz. Ihr Vorsprung auf Français ist mit 19'000 Stimmen komfortabel.
Doch Français kennt das Spiel. Bereits vor vier Jahren startete er von Platz drei aus ins Rennen und machte einen Rückstand von 14'000 Stimmen wett. Am Ende warf der Ingenieur überraschend den bisherigen Grünen Luc Recordon (64) aus dem Stöckli.
Unterstützung der SVP
Nun tritt Français selber als Bisheriger an – ein grosser Vorteil bei Wahlen. Und er kann auf breite Unterstützung zählen. Die GLP empfiehlt Français neben Thorens offiziell zur Wahl.
Und auch die SVP, die sich vor vier Jahren noch enthalten hatte, setzt nun auf den Lausanner. «Wir wählen Français nicht, weil wir ihn besonders gut finden», erklärt SVP-Nationalrat Michaël Buffat (40). «Aber wir wollen ein linkes Duo unbedingt verhindern.»
Angst, dass die SVP-Basis zu Hause bleibt, weil sich kein SVP-Kandidat mehr zur Wahl stellt, hat Buffat nicht: «Unsere Wähler sind sehr zuverlässig. Sie werden auch im zweiten Wahlgang an die Urne gehen.»
Mobilisierung entscheidend
Die Mobilisierung des rechten und des linken Lagers dürfte letztendlich denn auch darüber entscheiden, ob Ada Marra den roten Sitz halten kann oder nicht.
Fest steht bereits jetzt: Die SP wird im Ständerat Federn lassen müssen. Nach dem konstanten Aufstieg der Genossen im Stöckli in den vergangenen Jahren wird sie erstmals wieder Sitze verlieren.