Jean Christophe Schwaab (38) ist nicht der erste Politiker-Papi, der seine Karriere der Familie zuliebe zurückfährt. Schon 2009 trat der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber (73) mit der Begründung zurück, sein 16-jähriger Sohn brauche ihn in der Pubertät.
Der Bub sei zwar «kein Problemfall», so der SP-Politiker damals, aber als Stapi habe er dennoch nicht genügend Zeit für ihn. Ledergerber, bis im nächsten Frühjahr noch Präsident des Schweizer Hilfswerks Helvetas, bereut seine damalige private Hilfsaktion keineswegs: «Das war absolut ein Super-Entscheid. Mein Sohn hat ganz sicher profitiert, wir haben die Geschichte besser durchgestanden, und es läuft ihm heute sehr gut.»
Ledergerber sagt «Chapeau»
Der Vorgänger der jetzigen Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch zollt seinem jungen Parteikollegen Jean Christophe Schwaab Respekt: «Chapeau, dass er zu seinem Sohn steht und ihm den Vorrang gibt vor der politischen Karriere. Die eigenen Kinder sind einfach sehr viel wichtiger und begleiten einen länger durchs Leben als ein politisches Amt.» Als noch junger Hoffnungsträger der SP in der Romandie könne Schwaab auch in fünf Jahren wieder durchstarten – und vielleicht sogar noch Bundesrat werden.
Apropos Bundesrat: Familiäre Motive haben auch den Rücktritt des eben ausgeschiedenen Aussenministers Didier Burkhalter (57) beschleunigt. Der Neuenburger pflegt nicht nur zu seiner Frau Friedrun eine enge Beziehung, sondern auch zu seinen drei erwachsenen Kindern.
«Entscheidung des Herzens»
Zu seinem Rücktrittsentscheid im Sommer trug daher nicht nur das Gezänk über ein immer noch hängiges Rahmenabkommen mit der Europäischen Union bei. Die «Entscheidung des Herzens», wie Burkhalter sein Ausscheiden aus der Landesregierung im Juni begründete, hing vielmehr mit der Burnout-Erkrankung eines Sohnes zusammen, wie der SonntagsBlick damals berichtete.
Eine «Entscheidung des Herzens» – wie jene, die Jean Christophe Schwaab getroffen hat.