Attacke aufs Bundesamt, aber:
So frisiert die SVP ihre Statistiken

Die Volkspartei hat sich die Statistiker zur Brust genommen. Doch deren Zahlen nutzt die Partei gerne. Und zeigt sich gewieft, diese für ihre Zwecke zu nutzen.
Publiziert: 07.08.2015 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 13:29 Uhr
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Die Asylgesuche kannten für die SVP 2008 unter Widmer-Schlumpf nur eine Richtung: Nach oben...

Die SVP attackiert das Bundesamt für Statistik (BfS) – es soll nur noch die Hälfte kosten. Denn viele Statistiken seien verfälscht und würden niemanden etwas bringen. Doch einige der BfS-Zahlen kann die Volkspartei gut gebrauchen.

Keine andere Partei versteht es besser, mit aufgepeppten Statistiken auf ihrer Ansicht nach problematische Situationen hinzuweisen – das Parteiprogramm ist voll mit Balkendiagrammen und dergleichen.

Während die Zahlen zu Einwanderung und anderen Themen natürlich korrekt sind, muten manche Prognosen etwas abenteuerlich an. Denn die SVP liebt es, BfS-Daten aus einem kurzen Zeitraum zu extrapolieren.

Daraus resultieren furchterregende Säulen, die beweisen sollen, dass die Schweiz im Jahr 2060 über 16 Millionen Einwohner und mehr Ausländer als Schweizer beherbergt.

Eine der bekanntesten Grafiken stammt derweil vom Egerkinger Komitee um SVP-Nationalrat Walter Wobmann. Vor der Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative fragte es in einem Inserat: «Bald eine Million Muslime?»

Solche Prognosen gehen selten auf. Regelmässig tauchte in der Parteizeitung in den letzten Jahren etwa die Zahl der Asylgesuche der letzten 10 Jahre auf. Damit wollte die SVP darauf hinweisen, dass der Wert unter Justizminister Christoph Blocher gesunken war.

Als die Zahlen unter seiner Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) 2008 anstiegen, setzte die Volkspartei einen grossen Pfeil nach oben für die Zukunft ein.

Tatsächlich gingen in den beiden Jahren danach die Asylgesuche aber zurück. In einer neueren Version der Grafik wird der Pfeil nun direkt von Blocher zur jetzigen Asylministerin Simonetta Sommaruga (SP) gezogen.

Klar ist: Die Statistik lebt auch von ihrer Darstellung. Das zeigt die SVP etwa, wen es um das «rasante Lohnwachstum beim Staat» geht. Das Durchschnittssalär stieg innert sechs Jahren um fünf Prozent. Indem nur ein kleiner Bereich ausgewählt wird, sieht das aber viel dramatischer aus, als es ist. (vuc)

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