Bei Informatikprojekten habe man sich in der Vergangenheit zu sehr vom Wünschbaren leiten lassen, sagt er in einem Interview.
Röthlisberger will das ändern. Das IT-System zur zentralen Verwaltung aller Strassendaten (Mistra) werde derzeit redimensioniert, sagt er im Interview, das am Donnerstag in den Zeitungen «St. Galler Tagblatt» und «Neue Luzerner Zeitung» erschienen ist. Das werde einen Einfluss auf die Kosten haben.
Auch beim IT-System für die Verkehrszulassung (IVZ) werde man «etwas kleinere Brötchen backen». «Wir müssen uns vermehrt am Machbaren orientieren», sagt Röthlisberger, der das Amt im März übernommen hatte.
Bereits kurz nach Amtsantritt hatte er bekannt gegeben, dass es Verzögerungen gibt: Das System für die Verkehrszulassung soll erst im Frühjahr 2016 in Betrieb gehen. Ursprünglich hätte es schon letztes Jahr eingeführt werden sollen.
Die Informatikprojekte kosten auch mehr als geplant. Das Astra ist deswegen schon verschiedentlich ins Visier der Eidgenössischen Finanzkontrolle geraten. Beim System für die Verkehrszulassung waren die Kosten ursprünglich auf 8 Millionen geschätzt worden. Im März sagte Röthlisberger, er gehe davon aus, dass das Projekt 36 Millionen Franken koste.
Ein Abbruch des IVZ-Projekts sei keine Alternative, erklärt der Astra-Chef im aktuellen Interview. Die drei bestehenden Systeme, die abgelöst werden müssten, stammten aus dem Jahr 1974. Ausserdem seien inzwischen 30 Millionen Franken in das Projekt investiert worden, gibt Röthlisberger zu bedenken. Er rechnet damit, dass nochmals fünf bis zehn Millionen dazukämen.
Beim Projekt Mistra sind die Kosten ebenfalls aus dem Ruder gelaufen. Mit 100 Millionen Franken werde das Projekt mehr als doppelt so teuer wie geplant, kritisierte die Finanzkontrolle im Oktober 2013. Bemängelt hat sie ausserdem ungenügende Transparenz bei der Beschaffung.
«Es ist klar, dass wir einen Nachholbedarf hatten», sagt der neue Astra-Chef dazu. Mittlerweile habe das Amt aber volle Transparenz geschaffen. Auch gegen Vetternwirtschaft wolle er vorgehen, verspricht Röthlisberger: «Wir haben in der Vergangenheit sicher nicht alles richtig gemacht. Dass der eigene Schwiegersohn angestellt oder Töchter beschäftigt werden, geht gar nicht. Solche Geschichten toleriere ich nicht.»
Der Astra-Chef äussert sich im Interview auch zu den langfristigen Plänen des Bundes, im Rahmen von Mobility Pricing Fahrten zu Stosszeiten zu verteuern. Er empfiehlt Auto-Pendlern, sind besser zu organisieren. Im Schnitt hätten die Autos nur einen Belegungsgrad von 1,2, gibt Röthlisberger zu bedenken. Die tatsächliche Kapazität werde also bei weitem nicht ausgenutzt. (SDA)