Für einen Auftritt im Fernsehen sind unsere Politiker nicht sehr wählerisch. Die allermeisten suchen ihn gar regelrecht. Wenn sie sich aber unangemessen behandelt fühlen, steigen die Volksvertreter auf die Barrikaden.
Jetzt hat SRF-Reporterin und Dokumentarfilmerin Karin Bauer (46) die Wut der Schweizer Europarats-Parlamentarier auf sich gezogen. Die Präsidentin der Schweizer Delegation in Strassburg (F), Doris Fiala (58), attackiert in einem Brief an SRF-Chefredaktor Tristan Brenn (50) die laut Eigenwerbung des Senders «hartnäckige und kritische» TV-Frau scharf.
Im Schreiben heisst es, die Mitglieder der Schweizer Europarats-Delegation hätten das Auftreten von Bauer bei den Filmaufnahmen mit den Politikern als «forsch, unangemessen und gelegentlich sogar arrogant empfunden».
Was Fiala besonders ärgert: Ihr und ihren Kollegen ist unklar, zu welchem Thema Bauer einen Film produziert. Im Brief verlangt die Zürcher FDP-Nationalrätin Klarheit.
Die Europa-Politiker prangern auch die Arbeitsweise der Journalistin an. Sie habe in der Residenz des Schweizer Botschafters in Strassburg eine «künstliche Debatte über SVP-Initiativen» inszeniert. Und sie habe einen türkischen Übersetzer bei Wahlbeobachtungen am Bosporus gefragt, ob er wisse, dass die Partei von SVP-Europa-Parlamentarier Alfred Heer (51) für das Minarettverbot in der Schweiz verantwortlich sei. «Es kann nicht Aufgabe der SRF-Journalistin sein, lokale Mitarbeiter gegen einen Wahlbeobachter aufzubringen», ärgert sich Fiala.
Marius Born (46), Bereichsleiter Dokumentarfilm und Reportage in der Abteilung Kultur von SRF, nimmt den Zorn der Parlamentarier gelassen: «Bei der Umsetzung dieses Films hält sich das Fernsehen an die publizistischen Leitlinien, die verbindlich sind.» Davon werde sich «jeder ein Bild machen können, wenn der Film ausgestrahlt wird».
Born verrät auch, um was für einen Beitrag es sich handeln wird. «Ausgehend von der jüngsten SVP-Initiative Landesrecht vor Völkerrecht untersucht der Film den Zustand der direkten Demokratie in der Schweiz.» Dabei gehe es auch um das Verhältnis der Schweiz zu internationalen Organisationen wie dem Europarat.
Dieses Grobkonzept sei den Hauptakteuren vor den ersten Filmaufnahmen auch mitgeteilt worden, sagt Born.