Armeechef Blattmann lässt sich den Marsch in den Ruhestand vergolden
Abtreten und abkassieren

Gut ein Jahr vor der ordentlichen Pensionierung scheidet Blattmann aus der Armee aus, samt Abgangsentschädigung. Die SP spricht bereits von einem «goldenen Fallschirm».
Publiziert: 24.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:55 Uhr
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Seit 2009 ist er Armeechef, per Ende Jahr gibt er den Posten ab: André Blattmann (60).
Foto: Keystone/Lukas Lehmann
Ruedi Studer

Der neue SVP-Bundesrat Guy Parmelin drückt dem Verteidigungsdepartement bereits seinen Stempel auf. So sistierte er nicht nur kurzerhand das von Vorgänger Ueli Maurer initiierte Prestigeobjekt Bodluv, sondern sucht bereits einen neuen Kopf für die Armeespitze! Der bisherige Armeechef André Blattmann (60) gibt per Ende Jahr seinen Posten ab und steht seinem Nachfolger noch bis Ende März 2017 als Berater zur Seite.

Damit scheidet Blattmann gut ein Jahr vor seiner ordentlichen Pensionierung aus der Armee aus. Der frühere Abgang wird ihm finanziell versüsst: Blattmann erhält ein Jahressalär als Abgangsentschädigung – gut 376'000 Franken (ohne Zuschläge).

Seitens der SP wird bereits kritisch von einem «goldenen Fallschirm» gesprochen. Doch Parmelin wehrte gestern ab: Die Entschädigung entspreche den gesetzlichen Bestimmungen und sei keine goldene Brücke in den Ruhestand.

«Es ist eine spezielle Situa­tion», sagt auch SVP-Ständerat Alex Kuprecht (SZ). Würde Blattmann noch bleiben, müsste er ja auch entschädigt werden. «Dass er seinen Platz räumt und nicht im Hintergrund weiter wirkt, dient der Sache: Der neue Armeechef kann so unbeschwert die Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee angehen.»

Das Parlament hat gerade erst in der Frühlingssession der Armeereform WEA definitiv grünes Licht gegeben. Für Kuprecht kommt der verfrühte Rücktritt denn auch nicht überraschend. «Für mich war immer klar, dass Blattmann im Verlauf von 2017 zurücktreten würde. Für die WEA-Umsetzung macht es keinen Sinn, wenn er mitten in der Übung gehen würde. Das muss ein neuer Armeechef anpacken.»

So verkauften auch Parmelin und Blattmann ihren Deal. Der Rücktritt erfolge «einvernehmlich», betonte Parmelin immer wieder. Klar ist aber: Blattmann und der frühere Verteidigungsminister Ueli Maurer hatten als Führungsteam bestens harmoniert.

Mit Parmelin war dies weniger der Fall. Von einem zerrütteten Verhältnis kann aber trotzdem nicht die Rede sein. «Hätten die beiden echte Probleme miteinander, hätte Parmelin die sofortige Trennung gesucht und Blattmann sofort freigestellt. Das jetzige Vorgehen ist nachvollziehbar», meint FDP-Ständerat Joachim Eder (ZG).

Bereits werden verschiedene Namen für Blattmanns Nachfolge gehandelt. Gut möglich, dass Parmelin diesmal einem Romand den Vorzug gibt. In Frage käme dabei Philippe Rebord (58), Kommandant Höhere Kaderausbildung der Armee sowie Noch-Heeres-Chef Dominique Andrey (60) als jetziger Stellvertreter Blattmanns. Andrey wäre allerdings angesichts des Alters nur eine Übergangslösung.

Genannt werden mit Luftwaffen-Chef Aldo C. Schellenberg (57) sowie dem per 1. April zum neuen Heeres-Chef ernannten Daniel Baumgartner (54) aber auch zwei Deutschschweizer.

Parmelin will nun erst einmal eine Findungskommission einsetzen, welche ihm geeignete Kandidaten vorschlagen soll. Nur so viel macht der SVP-Bundesrat klar: «Es muss jemand sein, der das Haus von innen kennt.»

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