Die Disziplin der Armeeangehörigen hat sich 2017 verschlechtert – zumindest, was den Umgang mit den Armeewaffen betrifft: Im Letzten Jahr wurden der Armee 85 Armeewaffen (59 Sturmgewehre 90 und 26 Pistolen 75) als vermisst gemeldet. Im Jahr zuvor waren es nur 69. Seit dem Jahr 2009 hat die Armee damit 659 Armeewaffen als vermisst registriert.
Geklaut, verbrannt, versunken
«Der Verlust einer Waffe kann die verschiedensten Gründe haben», erklärt Armeesprecherin Delphine Allemand gegenüber BLICK. Dazu gehören etwa Diebstahl am Wohnort oder während des Transports, der Verlust der Waffe infolge eines Hausbrands, aber ebenso, dass die Waffe während einer Dienstleistung verloren geht. «Zum Beispiel in einem Gewässer bei Übersetzübungen», so Allemand. Will heissen: Die Waffe fiel ins Wasser und ward auf Nimmerwiedersehen weg!
85 Verluste bedeutet die zweithöchste Verlustzahl seit 2009. Dramatisieren mag die Armee deswegen aber nicht: «Die Verlustquote bewegte sich seit 2009 zwischen 0,007% bis 0,008% und ist somit stabil», betont Allemand.
Armee lanciert Informationskampagne
Trotzdem legt die Armee die Hände nicht einfach in den Schoss. «Um die Verluste weiter zu reduzieren, wurde 2017 eine Informationskampagne 'Waffenverlust vermeiden' gestartet», so Allemand. Begonnen hat die Kampagne letzten März bei den Rekrutenschulen und wurde dann schrittweise auf die Wiederholungskurse ausgeweitet.
Die Armeeangehörigen erhalten dabei neu einen Flyer mit Tipps, der ins Dienstbüchlein eingeklebt wird. «Die Waffe darf im öffentlichen Raum nie unbeaufsichtigt sein», heisst einer der Ratschläge, um Diebstählen vorzubeugen. Und zu Hause muss die Waffe «in einem geschlossenen Raum/Behälter» aufbewahrt werden. Dabei schreibt die Armee ihren Soldaten auch gleich hinter die Ohren: «Der Lattenrostkeller ist kein sicherer Lagerort.»
Waffenverlust rasch melden
Und wenn das doch nicht reicht und die Waffe abhandenkommt? Auch hier gibt der Flyer den Tarif durch: Einen Waffenverlust müssen die Armeeangehörigen «unverzüglich» der Polizei melden, ebenso der Retablierungsstelle der Armee und dem eigenen Kommandanten. Der Flyer macht auch unmissverständlich die Konsequenzen deutlich: «Wer die Waffe oder den Verschluss verliert, muss diese/n bezahlen und wird bestraft.»
Die Strafe kann nämlich bei schwerem Verschulden bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe betragen. In leichteren Fällen kommt man mit einer disziplinarischen Bestrafung durch die Truppe davon. Wurde die Waffe gestohlen, kommt man allenfalls ohne Bestrafung davon, sofern die Waffe regelkonform aufbewahrt wurde.
Dass ein Waffenverlust rasch zur Anzeige gebracht werden muss, hebt Allemand besonders hervor, denn: «Dies hat schlussendlich einen direkten Einfluss auf eine mögliche Bestrafung des Fehlbaren.»
Truppenkommandanten sollen Problematik thematisieren
Doch nicht nur mit dem Flyer macht die Armee auf die Problematik aufmerksam. «Die Truppenkommandanten sind aufgefordert, das Thema in der Entlassungstheorie am Ende jeder Dienstleistung zu behandeln», betont Allemand. «Ziel ist es, durch diese Informationskampagne die Angehörigen der Armee weiter zu sensibilisieren und so im 2018 die Verluste noch weiter zu reduzieren.»
Ob das klappt? Immerhin: 2017 tauchten 17 Waffen – zehn Sturmgewehre 90, ein Sturmgewehr 57 und sechs Pistolen 75 – auch wieder auf. Seit 2009 wurden damit 74 Waffen wiedergefunden.
Seit 1969 fast 5000 Armeewaffen verschollen
Und im Vergleich zu früheren Jahrzehnten sind die Verluste gesunken: Gemäss einer früheren Statistik von 1969 bis 2008 datiert der Verlustrekord im Jahr 1994 mit 283 verlorenen Waffen. Aufsummiert verschwanden seit 1969 bis letztes Jahr 5240 militärische Schusswaffen. 334 davon tauchten wieder auf, 4906 blieben bis heute verschollen.