Mitte Mai findet der Eurovision Song Contest in Tel Aviv statt. In mehreren europäischen Staaten laufen Petitionen, welche die Rundfunkanstalten auffordern, die Veranstaltung aus Protest gegen die Politik Israels zu boykottieren. Auch in der Schweiz. Bis am Samstag hatten über 1500 Personen den Aufruf an die Adresse der SRG unterzeichnet.
Jene Aktivisten, die sich nun gegen den jüdischen Staat ins Zeug legen, blieben in der Vergangenheit auffällig still, als der Wettbewerb in solch illustren Staaten wie Russland oder Aserbaidschan über die Bühne ging. Als Feindbild scheint ihnen die einzige Demokratie im Nahen Osten offenbar geeigneter. In ihrer aktuellen Kampagne greifen die Israel-Gegner gar auf Nazi-Symbolik zurück: Das Logo des Boykottaufrufs enthält SS-Runen, das Emblem jener Organisation, die im Zweiten Weltkrieg Millionen jüdischer Menschen brutal ermordete. Auf eine Anfrage von SonntagsBlick, warum eine derartiges Bild verwendet werde, reagierten die Schweizer Initianten nicht.
Glättli verlangte Entfernung des Logos
Die Petition läuft seit einiger Zeit auf der Homepage von Campax, die sich selbst als «progressive Schweizer Kampagnenorganisation mit Sitz in Zürich» versteht.
Der Präsident von Campax, Andreas Freimüller (49), meinte am Freitag, er persönlich fände es richtig, wenn die Schweiz nicht an der Veranstaltung teilnähme. Er erklärte aber, das Logo «noch einmal genauer anschauen» zu wollen. Am Abend verschwand es dann von der Seite.
Im Vorstand von Campax sitzt auch der Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli (47, ZH). Er habe den Aufruf nicht unterschrieben und betont, dass er das Logo «schwer nicht okay» finde. Im Kontext der Petition, so der Parlamentarier, habe er Mühe damit, «anzunehmen, dass das Logo einfach zufällig so gestaltet wurde». Er habe eine rasche Entfernung verlangt.
Glättli hat kürzlich einen Vorstoss des SP-Nationalrats Angelo Barrile (42, ZH) unterzeichnet, der ein Verbot von extremistischen und rassistischen Symbolen fordert. Die Illustration der Petition «ist geschmacklos», hält Barrile fest. «Man muss sich nur einmal vorstellen, was Angehörige von Opfern des Nationalsozialismus bei dessen Anblick empfinden.» Je nach Umsetzung seiner Motion denke er, dass eine solche Darstellung künftig verboten würde, sollte der Vorstoss angenommen werden. In der Vergangenheit hatten ähnliche Forderungen aber einen schweren Stand.