Annahme wäre «Vollkatastrophe»
SRG-Chef Marchand kämpft gegen Halbierungsinitiative

Die Halbierungsinitiative möchte die Rundfunkgebühren in der Schweiz stark senken. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand kämpft, seit er im Amt ist, gegen den Abbau bei der SRG.
Publiziert: 21.11.2023 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2023 um 07:55 Uhr
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Gilles Marchand ist Generaldirektor der SRG.
Foto: Siggi Bucher

Die Halbierungsinitiative möchte die Radio- und Fernsehgebüren in der Schweiz stark senken. Der Bundesrat hingegen will die jährliche Radio- und Fernsehabgabe von 335 auf 300 Franken senken, um der rigoroseren Halbierungsinitiative den Wind aus den Segeln zu nehmen. Beide Varianten machen Gilles Marcharnd (61), Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zu schaffen.

Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» gibt sich Marchand besorgt: «Die Situation der Medien in der Schweiz ist wirklich schwierig. Alle sind unter Druck. Und mit diesen Vorschlägen droht nun ein zusätzliches Problem», so der Generaldirektor, der seit Amtsantritt im Oktober 2017 gegen den Abbau bei der SRG kämpft.

Laut SVP-Nationalrat und Medienminister Albert Rösti (56) hätte die SRG mit dem Vorschlag des Bundesrates künftig jährlich 170 Millionen Franken weniger zur Verfügung. Der SRG-Generaldirektor jedoch rechnet gar mit einem Minus von 240 Millionen Franken, was zu massivem Stellenabbau führen würde.

Mitarbeitende in Sorge

Die Sparmassnahmen würden nicht nur das Angebot schmälern, sondern in erster Linie die Mitarbeitenden treffen, so Marchand. «Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich Sorgen.» Nach Berechnungen der SRG wären 900 Vollzeitstellen gefährdet. «Das wäre hart, sehr hart.» Über alle Sprachregionen und Angebote zählt die SRG 5500 Vollzeitstellen, verteilt auf rund 7000 Mitarbeitende.

Während Albert Rösti glaubt, die Einsparungen seien mit natürlichen Fluktuationen bis 2029 möglich, entgegnet Marchand: «Das ist völlig unmöglich». Die SRG würde versuchen, alles zu unternehmen, um mit natürlichen Fluktuationen Kündigungen zu verhindern. Aber es sei nicht machbar, 240 Millionen Franken mit natürlichen Abgängen einzusparen. «Wenn der Bundesrat an seinem Plan festhält und die weiteren Herausforderungen eintreffen wie angenommen, werden viele Menschen bei der SRG ihren Job verlieren», sagt Marchand zum Tagesanzeiger.

Ausserdem wäre die Eindünnung vom Sportprogramm und den Unterhaltungssendungen unumgänglich. Aber auch bei Serien, im Musik- oder Filmbereich würden die Einsparungen Folgen haben. «Wir müssten die Prioritäten neu definieren.» 

Halb so viel Budget bei Annahme der Initiative

Kommt allerdings nicht die abgeschwächte Variante vom Bundesrat zum Zuge, sondern die Halbierungsinitiative, die die jährlichen Gebühren auf 200 Franken senken will, wären die Auswirkungen für die SRG noch fataler, betont Gilles Marchand. «Das wäre eine Vollkatastrophe!» Die SRG hätte dann nur noch halb so viel Budget zur Verfügung wie heute. 

Könnte man mit einem schlankeren Angebot der Radio- und TV-Programmen dem Budgetproblem entgegenkommen? Nein, meint Marchand. Teuer sei die Produktion von Inhalten. Und das in vier Landessprachen. «Wenn wir nur in einer Sprache produzieren würden, dann kämen wir vermutlich tatsächlich mit einer Serafe-Gebühr von 200 Franken durch.»

Laut Marchand stünden die Chancen aber gut, dass die Halbierungsinitiative abgelehnt werden würde. Die Bevölkerung schätze das SRG-Programm. «Der Bundesrat macht uns eine Sparvorgabe ohne Not.» (emu)

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