Die Protestbewegung «Gilets Jaunes» legt die Nerven der französischen Elite blank. So sehr, dass sich nun eine der höchsten Polit-Persönlichkeiten beleidigend über die direkte Demokratie der Schweiz äussert: Richard Ferrand (56), Präsident der französischen Nationalversammlung, sagte in Paris, dass die Themen, über die die Schweizer regelmässig an der Urne befinden, «sehr oft von Wirtschafts-Cliquen und Lobbyisten bestimmt» würden.
Shitstorm aus der Schweiz
Der Shitstorm aus der Romandie liess nicht lange auf sich warten. CVP-Nationalrat Guillaume Barazzone (35), der als Mitglied der Genfer Stadtregierung kürzlich Schlagzeilen wegen überrissener Spesenbezüge machte, lässt seiner Wut über diese französische Arroganz auf Twitter freien Lauf: «Schande über Sie, Richard Ferrand!» schrieb er.
Als Ferrand den Vorwurf daraufhin bestritt und Barazzone der «Fake-News» bezichtigte, legte der Genfer nach und veröffentlichte den Ausschnitt aus der Rede im französischen Parlament und forderte von Ferrand eine Entschuldigung.
Franzosen wollen Mitbestimmung
Hintergrund der Tirade ist, dass die «Gilets jaunes» mehr politische Mitbestimmung verlangen. Sie wollen, dass die Franzosen – so wie die Schweizer – über Gesetze abstimmen und per Initiative Themen auf die Agenda hieven können. Das löst bei der politischen Elite Frankreichs offenbar Panik aus. (sf)