Wenn Metzger Ferdinand Muheim (65) durch Russland reist, stehen ihm sämtliche Türen offen. Alle wollen mit dem Urner einen Wodka kippen. Die Gastfreundschaft verdankt er den Orden der Freundschaft, den höchsten Auszeichnungen, die Russland an Ausländer vergibt.
Wer Muheims Metzgerei in Andermatt UR betritt, merkt sofort, für welches Land sein Herz schlägt. An der Wand: Bilder von Russlands Präsident Wladimir Putin. Auf der Theke: Wodka-Flaschen. Am Eingang: die russische Fahne. «Ich liebe Russland. Es ist die Art der Menschen, ihre Schicksale, die mich faszinieren.»
Muheim traf Putin während den olympischen Spielen in Sotschi
Muheim hat einen Traum: Er will Präsident Wladimir Putin (63) nach Andermatt holen. Die Chancen dafür stehen gut. «Ich habe ihn eingeladen, als ich ihn während der Olympischen Spiele in Sotschi traf. Er war nicht abgeneigt.» Auch Skilegende Bernhard Russi (67), ein Freund des Metzgers, sprach Putin darauf an. «Diese Idee ist gut für Andermatt», sagt er. «Ich bewundere Ferdinand für seinen Einsatz.»
Diplomatisches Geschick bewies Muheim bereits früher. 2009 besuchte ihn der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew (50). Solche Treffen laufen feuchtfröhlich ab. «Wodka ist Pflicht», sagt Muheim. Erst letzte Woche kamen spontan zwei russische Richter vorbei, um einen zu heben. Dass hochkarätige Russen nach Andermatt pilgern, ist nicht allein Muheims Verdienst. In der Schöllenenschlucht steht ein Denkmal, das General Alexander Suworow ehrt. Dieser schlug im September 1799 die Truppen Napoleons auf dem Gotthard. In ihm sehen die Russen einen Volkshelden. Deshalb organisiert der Metzger jährlich eine Feier am Denkmal.
«Ferdinow» spricht Russisch und lies sich orthodox taufen
Wegen seiner Leidenschaft für Russland nennen die Einheimischen Muheim nur «Ferdinow». Der Urner spricht sogar Russisch und fährt dreimal im Jahr gen Osten. Seine Russenliebe geht gar so weit, dass sich Ferdinow in einem Nebenfluss der Wolga orthodox taufen liess. Na dann: Nastrovje!