An Schweizer Patient (46)
Wissenschaftler testen Implantate zur Aktivierung gelähmter Arme

Einem Schweizer Patienten wird ein Gehirnimplantat eingesetzt. Es soll ihm helfen, seine gelähmten Arme wieder kontrollieren zu können. Wie erfolgversprechend der Versuch tatsächlich ist, muss sich noch zeigen.
Publiziert: 28.09.2023 um 08:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2023 um 09:17 Uhr
Ein gelähmter Patient konnte dank des selben Implantats wieder gehen. (Archivbild)
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Ein Schweizer Patient soll dank eines Gehirnimplantats die Kontrolle über seine gelähmten Arme zurückerhalten. Erstmals testen Wissenschaftler aus Lausanne den Einsatz des mit einem Wirbelsäulenimplantat gekoppelten Gehirnimplantats für die oberen Gliedmassen.

Die gleiche Technologie hatte es laut einem im Mai in der Wissenschaftszeitschrift «Nature» veröffentlichten Bericht einem Querschnittsgelähmten ermöglicht, seine Beine mit seinen Gedanken zu steuern, erklärte das niederländische Unternehmen Onward am Mittwoch.

Ergebnisse liegen noch nicht vor

Für den jetzt gestarteten Versuch setzten die Medizinerinnen und Mediziner einem Schweizer (46), der nach einem Sturz seine Arme nicht mehr bewegen kann, im August die Implantate ein. Bislang verlaufe alles zufriedenstellend, sagte die behandelnde Ärztin Jocelyne Bloch vom Lausanner Universitätsspital Chuv der Nachrichtenagentur AFP.

Der Patient befindet sich demnach in der Trainings-Phase. Ergebnisse der Studie, an der noch zwei weitere Patienten teilnehmen sollen, seien erst in einiger Zeit zu erwarten. 

Der 46-Jährige musste dafür im vergangenen Monat zweimal operiert werden. Bei der ersten Operation wurde das Gehirnimplantat mit einem Durchmesser von einigen Zentimetern in der Schädeldecke über dem Gehirn platziert. Bei der zweiten Operation wurden Elektroden im Rückenmark platziert, die mit einer kleinen, im Bauchraum implantierten Box verbunden wurden.

Steuerung per Gedanken

Die Implantate im Rückenmark und am Gehirn kommunizieren dabei über eine Art «digitale Brücke» miteinander. Eine Rückenmarksverletzung kann die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Bereich des Rückenmarks, der das Gehen steuert, unterbrechen, was zu Lähmungen führt. Das sogenannte Brain-Spine Interface (BSI) stellt diese Kommunikation wieder her.

Die Schädel-Implantate messen mit Elektroden die Aktivität des Gehirns. Auf Grundlage dieser Daten errechnet eine künstliche Intelligenz die gewollte Bewegung und übersetzt sie in Stimulierungsbefehle, die dann kabellos an das Elektrodenarray im Rückenmark weitergegeben werden. Da stimulieren die Elektroden sogenannte Motor-Neuronen, und aktivieren so gezielt die Muskeln.

Das Gerät im Rückenmark hatte das Lausanner Team bereits vor rund fünf Jahren entwickelt, und an mehreren Patientinnen und Patienten getestet. Bisher musste der Befehl zum Gehen aber über ein Tablet eingegeben werden. Das Steuern mit Gedanken macht die Bewegungen laut den Studienautorinnen und Autoren aber flüssiger und natürlicher. (SDA)

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