Apéros und Steh-Lunches. Kaum ein Unternehmen kommt mehr ohne Häppli-Anlässe aus. Doch dort wird verschwendet, was das Zeug hält!
Im Mitarbeiter-Magazin des Pharmariesen Roche steht, wie viele Essensreste der firmeneigene Cateringservice jährlich in den Kübel wirft: 2013 waren es sieben Tonnen Lebensmittel alleine am Hauptsitz in Basel.
Das sind 15 Prozent der eingekauften Speisen. 4,2 Tonnen Essensabfälle entstanden bei Roche durch den Sitzungszimmer-Service. Der wurde über 17'000-mal gebucht.
Pro Person werden in der Schweiz jährlich 300 Kilo Lebensmittel weggeworfen. «Ein Hohn!», findet Grünen-Nationalrätin Aline Trede (31).
Die Rolle der Firmen wird oft vergessen. Dabei ist sie zentral. «Foodwaste findet bei Firmen im grossen Stil statt», sagt Corina Gyssler (54) von der Umweltorganisation WWF.
BLICK hat verschiedene Schweizer Grossfirmen angefragt, darunter Novartis, UBS, Credit Suisse und Axa Winterthur. Sie alle verweisen an externe Cateringunternehmen wie ZFV oder SV Group. Letztere veröffentlicht regelmässig Nachhaltigkeitsberichte.
Kaum Transparenz
Doch darin ist Foodwaste bei Apéros nicht berücksichtigt. An verlässliche Daten zu kommen, ist schwierig. Offen kommuniziert nur Roche.
Beobachter gehen davon aus, dass die Verhältnisse in der Schweiz überall in etwa so sind wie beim Pharmakonzern. Das bedeutet: Hunderte Tonnen Häppli landen jedes Jahr im Abfall.
Das Problem? Die Etikette! Wer Gäste oder Mitarbeiter einlädt, will sich grosszügig zeigen. Die Platten sind immer prall gefüllt. Alles andere gilt als unhöflich.
Doch was einmal serviert ist, kann nicht wiederverwendet werden. «Aufgetischter Apéro kann aus hygienetechnischen Gründen nicht an Organisationen wie Tischlein deck dich abgegeben werden», schreibt die Swisscom auf Anfrage.
Auch an Tiere dürfen die Resten nicht verfüttert werden – wegen der Tierseuche BSE ist das verboten. Teilweise können die Reste zu Biogas verarbeitet werden. Oft landen sie aber im Abfall.
Dabei gäbe es Möglichkeiten, sparsamer mit Lebensmitteln umzugehen. Gerade bei Buffets: kleinere Teller, kleinere Portionen. Oder die Lebensmittel kühl lagern und die Platten erst auffüllen, wenn tatsächlich Bedarf besteht.
Firmen geloben Besserung
Die SV Group beteuert, einiges zu unternehmen: Nicht benutzte Getränke werden zurückgenommen. Man berate die Firmen bei der Essensbestellung und schule Mitarbeiter. Auch Roche schreibt, man habe durch neue Massnahmen eine halbe Tonne Lebensmittel gespart.
Doch das geht Aline Trede nicht weit genug. «Es braucht eine gesetzliche Massnahme. Alle freiwilligen Kampagnen haben bis jetzt nichts genützt.»
Sie hat in Bern einen Vorstoss eingereicht. Bis 2020 will sie die Menge des weggeworfenen Essens um 80 Prozent reduzieren.