An der Seite des noch kleineren Staats
Die engen Bande des Kosovos zur Schweiz

Die Schweiz ist für den Kosovo nicht nur von wirtschaftlicher, sondern auch von politischer Bedeutung. So gehörte die Eidgenossenschaft zu den ersten Ländern, die die Unabhängigkeit Kosovos im Februar 2008 offiziell anerkannten.
Publiziert: 04.08.2017 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:29 Uhr

Bereits 2005 hatte sich die Schweiz für eine Abspaltung Kosovos von Serbien starkgemacht – in der Hoffnung auf etwas Stabilität in der kriegsgezeichneten Region. Schliesslich war die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz während des Kosovo-Kriegs förmlich explodiert: 53’000 Flüchtlinge fanden Zuflucht in der Schweiz. Relativ zur Bevölkerung mehr als in jedem anderen Staat in Westeuropa.

Heute zeugen zahlreiche Staatsverträge von den engen bilateralen Beziehungen zwischen dem Kosovo und der Schweiz. Kooperationen bestehen beispielsweise bei der Rückführung von abgewiesenen Asylsuchenden, bei der Kriminalitätsbekämpfung und im Finanz- und Steuerwesen. Zudem ist die Schweizer Armee seit 1999 an der internationalen Friedensmission Kfor beteiligt. Über 700 Millionen Franken hat der Swisscoy-Einsatz bis heute gekostet.

Präsident Hashim Thaci und seine Gefolgsleute haben zudem enge private Verbindungen zur Schweiz. Thaci war 1994 in die Schweiz gekommen, lebte mehrere Jahre als Flüchtling im Land. Er war Mitbegründer der Befreiungsarmee Kosovos (UCK), beschaffte von hier aus Geld und rekrutierte Kämpfer, bevor er 1998 in den Krieg zog.

Vor dem Hintergrund dieser Verflechtungen schlug 2010 der Bericht des Tessiner Europarats-Abgeordneten Dick Marty hierzulande umso grössere Wellen. Marty beschuldigte die UCK-Führung unter anderem des Organhandels während des Kosovo-Kriegs. Vorwürfe, die später durch eine EU-Ermittlungsgruppe gestützt werden sollten.

Die Untersuchungen ins Rollen gebracht hatte dabei ebenfalls eine Schweizerin: Carla Del Ponte, Ex-Chefanklägerin des Uno-Kriegsverbrechertribunals. In ihrem Buch hatte sie 2008 den Vorwurf des Organhandels zum ersten Mal geäussert. Juristische Konsequenzen hatten die Enthüllungen bislang noch nicht. Doch Anfang Jahr hat ein Sondertribunal für Kriegsverbrechen seine Arbeit aufgenommen.

BLICK im Kosovo

Die Schweiz und der Kosovo sind untrennbar miteinander verbunden. Zehn Prozent der Bevölkerung des Balkanstaats leben in der Schweiz – etwa 200'000 Menschen. Der Kosovo wäre ohne die Schweiz ein anderes Land. Wir waren unter den Ersten, die die staatliche Unabhängigkeit des Kosovo anerkannten. Und jedes Jahr fliessen Millionen Franken von der Schweiz Richtung Pristina.

Während die Schweiz für viele Kosovaren zur neuen Heimat wurde, ist der Kosovo für viele Schweizer ein weisser Fleck auf der Landkarte. BLICK hat das Land bereist – und startet heute die grosse Serie zum «Kanton Kosovo».

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