Er war ein streitbarer Geist, der selbst gern stritt. Nun ist Daniel Vischer seinem jahrelangen Krebsleiden erlegen. «Dani Vischer war einer der wenigen Intellektuellen im Nationalrat», sagt Ueli Leuenberger, der mit Vischer zwölf Jahre lang im Nationalrat sass. Immer habe er ein Buch dabeigehabt.
Unbequem – auch für die eigene Partei
«Wenn er redete, hat auch der politische Gegner zugehört», erinnert sich der ehemalige Grünen-Präsident. Er sei ein unbequemer Denker gewesen – nicht nur für die Bürgerlichen, sondern für die eigene Partei. Er selbst habe viel mit Vischer gestritten, so Leuenberger. «Doch je länger ich ihn kannte, desto mehr habe ich ihn schätzen gelernt.»
Seinen politischen Aufstieg verdankte Vischer einer der grössten Wirtschaftskatastrophen des Landes – dem Swissair-Grounding. «Ohne das Grounding wäre für mich sicher vieles anders verlaufen», sagte Vischer. 2001 amtete der gebürtige Basler als Präsident der Gewerkschaft VPOD Luftverkehr und erlangte als Vertreter des Airline-Personals nationale Bekanntheit. Prompt wurde er zwei Jahre später für die Grünen in den Nationalrat gewählt, nachdem er schon im Zürcher Kantonsrat sass.
Nicht der klassische Grüne
In Bern machte sich Vischer vor allem als Rechtspolitiker einen Namen – keine Überraschung, war Vischer doch Anwalt. Insbesondere in der kritischen Begleitung der Bundesanwaltschaft fand er eine Aufgabe. So forderte er den damaligen Bundesanwalt Erwin Beyeler zum Rücktritt auf, nachdem der Fall Holenweger in einem Debakel geendet hatte.
Ohnehin waren es nicht die klassischen grünen Themen, die Vischer umtrieben. Mehr als für den Umweltschutz interessierte er sich ganz im Geist der 68-Generation für Strafrecht, für Asylpolitik und für den Schutz der persönlichen Freiheiten. Er sei ein wenig liberaler als seine Partei, sagte Vischer dann. Auch seine Israel-kritische und pro-palästinensische Haltung gab immer wieder zu reden.
«Er hinterlässt eine Lücke»
2015 zog sich Vischer, schon von der Krankheit gezeichnet, aus der aktiven Politik zurück. Auch um seiner Partei Probleme zu ersparen. Er wollte nicht, dass die Grünen drei Männer nach Bern schicken. Doch der Sitz ging verloren – jetzt sitzen einfach noch zwei grüne Männer im Nationalrat.
Nun ist Vischer, einen Tag nach seinem 67. Geburtstag, gestorben. «So wie schon im Nationalrat, hinterlässt Dani Vischer nun auch ganz generell eine Lücke», sagt Leuenberger.