Zum Schluss gab alt Bundesrat Moritz Leuenberger (69) den Macho. «Du bist eine kleine Frau, deshalb begleite ich dich von der Bühne», sagte er zu alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (60).
Es war die Überleitung zu einem überraschenden Finale der gestrigen Matinée am Zürcher Bernhard Theater, die Leuenberger als Gastgeber präsentierte. Der Genosse verschwand – und kam als wütender Böögg zurück: «Morgen um 18.15 Uhr explodiere ich definitiv!»
Er hinterliess ein Publikum in bester Laune.
Zuvor eröffnete er das Gespräch mit der Ex-Magistratin mit der verpönten Nach-dem-verlorenen-Spiel-Frage: «Wie fühlen Sie sich?» Nach den ersten 100 Tagen im Ruhestand habe sie «ein gutes Gefühl», antwortete Widmer-Schlumpf. Sie trug die BDP-Farben: gelbe Jacke und schwarze Hosen.
Sie hüte ihre Enkel, beruflich warte sie derzeit ab. «Ich kann aber nicht sieben Tage Kinder hüten.» Neudeutsch betonte sie: «Ich brauche schon noch einen anderen Challenge.»
Leuenberger gestand, nach seinem Rücktritt «nicht nur gescheite Sachen» gemacht zu haben – eine Anspielung an den unmittelbaren Einstieg in den Verwaltungsrat der Baufirma Implenia. «Ich war im Hamsterrad», sagte er selbstkritisch. «Du machst Pause, und ich bin auf die Schnauze gefallen», so Leuenberger bewundernd zu Widmer-Schlumpf. «Etwas habe ich ja von dir gelernt!», trocknete die Bündnerin ihn klug ab. Und sie doppelte nach: «Du hast im Bundesrat ja gelernt, dass ich immer das letzte Wort habe.»
Nachts träume er von Auftritten vor der Uno-Vollversammlung, sagte Leuenberger. Bescheidener die Ex-Finanziministerin: Sie vermisse private Gespräche mit Ex-Amtskollege Wolfgang Schäuble (73). Philosophisch seien die gewesen. «Er hat mir gesagt: Es ist gut, dass man nicht im Voraus weiss, was man alles aushalten kann.»
Und über den Satiriker Jan Böhmermann (35) palaverten sie. «Gute Satire darf nicht zu viel Schaden anrichten», so Widmer-Schlumpf. Angela Merkel (61) musste entscheiden, ob sie gegen den Satiriker eine Klage zulasse. «Das war sicher alles andere als einfach», glaubt Widmer-Schlumpf. Sie selbst entschied im Sommer 2010, Regisseur Roman Polanski (82) nicht an die USA auszuliefern. «Wir wollten Polanski den Amerikanern nicht als Fernsehobjekt überstellen.» Schlaflose Nächte bereitete ihr einzig, eine richtige rechtliche Lösung zu finden.
Anekdotisch redeten die zwei darüber, wie sie jeweils an Sechseläuten ein- und wieder ausgeladen worden waren.