Nach Aussen war sie stets die Strahlefrau, die jeden Widerstand weglächelte. Doch neun Monate nach ihrem Rücktritt aus der Landesregierung lässt alt Bundesrätin Doris Leuthard (56) durchblicken, dass auch an ihr nicht alles abgeperlt sei.
In der Sendung «Pardonnez-moi» des Westschweizer Fernsehens RTS, die am Sonntag ausgestrahlt wird, wird Leuthard von Moderator Darius Rochebin (52) auf den historischen Bundesratsentscheid 2011 angesprochen, aus der Atomenergie auszusteigen.
Schlaflose Nächte
Das sei ein Coup gewesen, so Rochebin. «Hatten Sie keine Angst?» «Doch», gibt Leuthard freimütig zu. «Natürlich hatte ich Angst. Ich habe ein paar Nächte nicht geschlafen.»
Leuthard erklärt auch, warum: Sie habe gefühlt, dass der Atomausstieg richtig sei. «Aber ich wusste auch, dass es viel Widerstand geben wird und es viel Arbeit sein wird, das Schweizer Volk zu überzeugen.»
«Sehr direkte Druckversuche»
Und nicht nur das: Die Druckversuche auf sie seien «sehr direkt» gewesen, sagt sie mit belegter Stimme. Um die offensichtlich unguten Erinnerungen gleich wieder wegzulächeln: «Das gehört zur Politik, man muss den Druck und die Lobbys akzeptieren.»
Heute ist Leuthard wieder zuversichtlicher: Der komplette Ausstieg sei bis 2050 möglich, sagt sie. Die Schweiz sei auf Kurs, auch wenn es weitere Anstrengungen brauche. (sf)