Alles Schoggi-Jobs oder was?
Um diese Auslandsposten reissen sich unsere Beamten

Über 100 Bundesangestellte arbeiten ausserhalb des diplomatischen Korps im Ausland – in Jobs, die besonders begehrt sind.
Publiziert: 03.05.2015 um 22:19 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:48 Uhr
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Thailand – Ein Polizeiattaché des Bundesamtes für Polizei arbeitet in Bangkok.
Foto: ZVG
Von Florian Imbach und Joël Widmer

Eine Mitarbeiterin des Wirtschaftsdepartements arbeitet in Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, für die afrikanische Entwicklungsbank. Ein Beamter des Schweizer Innendepartements hat sein Büro in Brüssel, wo er die Schweizer EU-Mission in Fragen der Lebensmittelsicherheit und des Veterinärwesens berät. Und unsere Zollverwaltung hat einen eigenen «Verbindungsoffizier» in Berlin stationiert.

Die Bundesverwaltung hat in den letzten Jahren viele Stellen im Ausland geschaffen, die nichts mit klassischer Diplomatie zu tun haben. Recherchen zeigen nun erstmals, wie viele Mitarbeiter ausserhalb des Aussendepartements (EDA) in fremden Ländern aktiv sind: 117 verschiedene Posten im Ausland besetzen die sechs anderen Departemente. Dies zeigt eine Auswertung der Bundeskanzlei auf Anfrage des SonntagsBlicks.

Darunter sind Destinationen, von denen manch ein Verwaltungsangestellter träumen dürfte. In der Casa de Suiça in Rio de Janeiro leitet ein Beamter das sogenannte Swissnex-Büro. Swissnex ist ein Standortförderungs-Programm des Wirtschaftsdepartements (WBF) von Bundesrat Johann Schneider-Ammann (63) mit weiteren Standorten in Shanghai (China), Bangalore (Indien), Boston und San Francisco (USA). Insgesamt 42 WBF-Mitarbeiter sind  im Ausland tätig. Auf Platz zwei folgt das Verteidigungsdepartement von Ueli Maurer (64) mit 37 Mitarbeitern, gefolgt vom Justizdepartement (EJPD) von Simonetta Sommaruga (54) mit 21 Beamten.

Die Bundesräte haben, was in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, eigene Auslandsnetze aufgebaut. Deren Mitarbeiter sind zwar meist in der offiziellen Vertretung der Schweiz integriert, stärken aber primär die Macht ihrer Departemente. Wer Leute im Ausland hat, kann Wissen zusammentragen, Entscheide beeinflussen und ist nicht auf die Diplomaten des Aussendepartements angewiesen. Vor den Folgen dieser Entwicklung warnte kürzlich der renommierte Ex-Staatssekretär Michael Ambühl (63) und sprach von «departementalisierter Aussenpolitik».

Das EJPD unterhält ein eigenes Netz von Polizeiattachés, Migrationsattachés und Migrationsbeamten in 16 Ländern. Besonders attraktiv: die Stelle des Polizeiattachés in Bangkok, der Hauptstadt der beliebten Feriendestination Thailand.

Solche Posten sind lukrativ und mit Prestige verbunden. Der Leiter des Entwicklungshilfe-Büros (Deza) in den Arabischen Emiraten beispielsweise ist in geräumigen Büros der Schweizer Botschaft in Abu Dhabi eingemietet: im Centro Capital Centre, an bester Lage, im 17. Stock mit Sicht aufs Meer. Mit 200 000 Franken pro Jahr verdient er so viel wie ein persönlicher Mitarbeiter eines Bundesrates. Dazu kommen noch mehrere Zehntausend Franken für die Privatschule der Kinder und über 100000 Franken Spesen. Eigentliche Hilfsprojekte werden dort nicht umgesetzt.

Mit Deza-Posten wie in Abu Dhabi kommt auch im EDA die klassische Diplomatie unter Druck. Die Entwicklungshilfe ist nämlich Teil des Aussendepartements. Nebst Abu Dhabi unterhält die Deza auch in New York, Washington, Rom, der Türkei und Osteuropa eigene Büros ohne Hilfsprojekte. Und von den 880 EDA-Mitarbeitern im Ausland sind bereits 124 Deza-Beamte.

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