Peter Salvisberg ist der Kopf der Service-Public-Initiative
Dieser Mann will Staats-Managern ans Portemonnaie

Peter Salvisberg und seine Zeitschriften haben die bundesnahen Betriebe ins Visier genommen. BLICK traf den Mann, der mit der Service-Public-Initiative gegen Bundesbern ins Feld zieht.
Publiziert: 06.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:57 Uhr
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Einsame Schlacht: Peter Salvisberg ist topmotiviert, aber erhält keinen Support aus der Politik. Hier steht er neben einer geschlossenen Poststelle.
Foto: Peter Gerber
Christof Vuille

Es ist ein Frontalangriff, den Peter Salvisberg (56) auf die bundesnahen Betriebe und deren Chefs gestartet hat. «Bundesrätin Doris Leut-hard verdient mit 445'000 Franken nicht einmal die Hälfte von dem, was ihre Untergebenen Andreas Meyer, Susanne Ruoff oder Urs Schaeppi jährlich abzocken», wettert er.

Doch Doris Leuthard hält nicht viel von der Service-public-Initiative. Gestern erklärte sie, warum der Bundesrat für die Abstimmung vom 5. Juni ein Nein empfiehlt.

Das ist Salvisberg egal. Der Berner will Betriebe wie Post und SBB an die kurze Leine nehmen und in der Verfassung festhalten, dass diese nicht nach Gewinn streben dürfen. Der Kopf des Initiativkomitees kennt manche Bundesbetriebe von innen. Bis Ende der 90er-Jahre machte der vier­fache Familienvater als Radiojournalist Karriere beim SRF. Als Chef des Magazins «Espresso» gründete er mit der Post und dem Roten Kreuz die Aktion «2 x Weihnachten».

Heute ist Peter Salvisberg Geschäftsleitungsmitglied von Zeitschriften wie «K-Tipp» oder «Saldo» und pendelt fast täglich von Thun BE nach Zürich oder Lausanne. Er findet, dass es mit den Bundesbahnen und dem gelben Riesen seit Jahren abwärts geht: «Sie und die Swisscom haben die UPC Cablecom längst überholt, was die Zahl der Reklamationen betrifft.» Salvisberg ärgert sich über deren «Service-Abbau». So seien Pöstler etwa dermassen im Stress, dass sie nach dem Klingeln keine Minute mehr warten. Vor der geschlossenen Poststelle am Bundesplatz kritisiert er, dass in den letzten 15 Jahren mehr als jede zweite Poststelle verschwunden sei. Vor allem auf dem Land litten die Menschen darunter.

An der Entwicklung der SBB lässt Salvisberg ebenfalls kein gutes Haar. Service gebe es in den grossen Bahnhöfen «fast keinen mehr». Vielmehr seien diese zu «Shopping-Centern mit Gleisanschluss» verkommen.

Das Schlimmste seien für die Kunden aber die überrissenen Preise. Ein GA könne sich bald nur noch die Oberschicht leisten. Um diese Missstände zu beheben, soll das Volk der Initiative zustimmen. Leidtragende wären die CEO der betroffenen Firmen – sie dürften nur noch maximal so viel verdienen wie ein Bundesrat.

Bis im Juni will Salvisberg mit Vollgas für das Anliegen werben. Um in der TV-Sendung «Arena» gegen Leuthard eine gute Figur zu machen, will der Berner «mindestens fünf Kilo abnehmen». Das Hauptproblem der Initianten ist der mangelnde Support aus der Politik. Kein einziger Bundesparlamentarier setzt sich für ein Ja ein. Warum?

SP-Nationalrat Matthias Aebischer kennt Salvisberg aus gemeinsamen «Kassensturz»-Zeiten, nimmt die Initiative sehr ernst und bekämpft sie an vorderster Front. Er schätze Salvisberg als Person, bezeichnet dessen Vorgehen aber als apolitisch: «Leider hat Peter bloss aufgrund von empörten Konsumenten eine Initiative gemacht und die Politik vergessen.» Die Initiative sei schwammig formuliert und lasse wenig Spielraum für Quersubventionierungen, die «das Herz des Service public» darstellen würden.

Salvisberg kümmert die kalte Schulter der Parlamentarier kaum. Die Politik sei «verlogen», findet er – und muss weiter zum nächsten Termin.

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