All die Männer sollen weg
Grüne fordert genderneutrale Strassenschilder!

Die Gleichstellungs- und Genderdiskussion ist bei Strassenschildern angekommen. Die Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt will weniger Männer. Handelt Verkehrsminister Albert Rösti nicht, droht sie mit einem Vorstoss.
Publiziert: 07.06.2023 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 19:34 Uhr
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Warum sind auf Strassenschildern meist Männer zu sehen? Das fragt sich Grünen-Politikerin Manuela Weichelt.
Foto: Keystone

Der Mann mit Hut ist Manuela Weichelt (55) ein Dorn im Auge. Die Zuger Grünen-Nationalrätin stört sich daran, dass auf Schweizer Strassenschildern meist Männer zu sehen sind.

So zeigt das Schild, das einen Fussweg markiert, einen Mann mit einem Mädchen an der Hand. Und auch auf den Signalen für Fussgängerstreifen und Unterführungen sind Männer abgebildet. Nur das Verkehrsschild für Fussgängerzonen zeigt eine Frau, die ein Kind hält. «Die Schilder spiegeln überhaupt nicht die gesellschaftliche Realität», kritisiert Weichelt. «Es scheint, dass die Gleichstellungs- und Genderdiskussion bisher spurlos an der Signalisation vorbeigegangen ist.»

Das muss sich ändern, findet die Grünen-Politikerin. Schliesslich ist nächste Woche der 14. Juni – Frauenstreiktag. Frauen – aber auch Männer – gehen an diesem Tag auf die Strasse, um für gleichen Lohn und gleiche Renten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und gegen Sexismus und Belästigung zu kämpfen.

Mehr Frauen – oder eine abstrakte Figur

Für Weichelt gehört auch die Gleichberechtigung auf Strassenschildern dazu. Sie will von Verkehrsminister Albert Rösti (55, SVP) in der nationalrätlichen Fragestunde nächsten Montag wissen, ob er bereit ist, das Fussweg-Signal durch ein neues Bild zu ersetzen. Womit? Da will sich die Grünen-Politikerin nicht festlegen.

Eine Möglichkeit wäre, ganz unterschiedliche Menschen abzubilden – Frauen, Männer, Dicke, Dünne, Schwangere oder Menschen im Rollstuhl. Ähnlich wie in Genf, wo seit 2020 auch Frauen unterschiedlichster Silhouetten auf Fussgänger-Schildern zu sehen sind. Oder aber man könnte ganz aufs Geschlecht verzichten und statt der Männer oder Frauen einfach abstrakte Figuren zeigen. «Hauptsache, die Stereotypen verschwinden», findet Weichelt.

«Ich hoffe, dass das Departement offen ist»

Gibt es wirklich nicht drängendere Probleme als Männer mit Hut auf Strassenschildern? «Natürlich», entgegnet die Nationalrätin. Deshalb bringe sie ihre Forderung auch nur als unverbindliche Frage an den Bundesrat ein. Sie hoffe, dass das zuständige Departement wenige Tage vor dem Frauenstreik die Chance nutze, «kreativ zu sein». «So, dass weitere Vorstösse nicht nötig sein werden.»

Es ist eine freundlich formulierte Drohung an Verkehrsminister Rösti. Wenn er nicht handelt, dürfte Weichelt wohl mit einem Vorstoss nachdoppeln. Dessen Bearbeitung verschlingt dann zwar mehr Ressourcen in Politik und Verwaltung – und damit Steuergelder. Doch das ist für Politikerinnen und Politiker bekanntlich selten ein Hinderungsgrund. Schon gar nicht im Wahljahr.

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