Alain Berset ist zuversichtlich
«Das Schlimmste liegt hinter uns»

Die Pandemie sei noch nicht zu Ende, sagt Gesundheitsminister Alain Berset. Er sehe die Situation jedoch «viel entspannter» als noch vor zwei Monaten.
Publiziert: 21.05.2021 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2021 um 11:10 Uhr
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Das Coronavirus begleitet uns immer noch auf Schritt und Tritt.
Foto: Keystone

Wann wird uns dieses Virus endlich nicht mehr einschränken? Schon bald, hofft zumindest Gesundheitsminister Alain Berset (49). Bis die gesamte Pandemie zu Ende sei, werde es zwar noch eine Weile dauern. «Aber das Schlimmste liegt hinter uns», sagt er im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Berset hofft, dass sich mit den schrittweisen Öffnungen auch die Nerven in der Bevölkerung beruhigen. Denn der Ton war in letzter Zeit ungewöhnlich gehässig geworden. «Ich selber sehe die Situation jetzt viel entspannter als noch vor zwei Monaten», sagt Berset. «Und das tun wir doch alle.»

Impfung für Kinder

Optimistisch stimmt den Gesundheitsminister die hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen hätten bereits eine erste Dosis erhalten. Und die Schweiz sei eines von wenigen Ländern, die ausschliesslich mRNA-Impfstoffe verabreiche, die deutlich wirksamer seien als andere Impfstoffe.

Der SP-Bundesrat erwartet, dass der Impfstoff bald auch für Kinder und Jugendliche zugelassen wird. «Somit könnten freiwillige Impfungen der rund 300'000 12- bis 16-Jährigen noch in diesem Jahr erfolgen», sagt er. Der Nutzen einer Impfung sei auch bei Kindern positiv. Schliesslich könnten auch sie das Virus übertragen oder einen schweren Krankheitsverlauf entwickeln.

Waren Schulschliessungen nötig?

Alain Berset gibt sich im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» aber auch selbstkritisch. Vor der zweiten Welle letzten Sommer sei der Bundesrat zu «blauäugig» gewesen: «Wir und auch die Nachbarländer haben erwartet, dass eine zweite Welle erst im Dezember oder Januar kommen würde. Aber doch nicht im Oktober!»

«Anfangs Juli sollte das Zertifikat zur Verfügung stehen»
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Berset über den Impfausweis:«Anfangs Juli sollte das Zertifikat zur Verfügung stehen»

Rückblickend könne man sich zudem fragen, ob die Schulschliessungen wirklich nötig gewesen seien. «Politisch war es wohl nicht anders möglich, weil Kantone von sich aus mit Schulschliessungen begonnen hätten und die Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule geschickt hätten», sagt Berset. Aber ob es epidemiologisch auch richtig war? Das wisse er nicht.

Restaurants bald wieder offen

Heute sei die Situation eine andere. Man wisse mehr über das Virus und der «Schweizer Mittelweg» habe sich bewährt. «Die Leute haben gesehen, dass es in unseren Nachbarstaaten zum Teil viel strenger war. Das war mit ein Grund, warum die Menschen so gut mitgemacht haben», sagt er.

Als nächstes plant der Bundesrat die Öffnung der Restaurant-Innenräume. Dieser Entscheid dürfte nächste Woche fallen. «Damit gehen wir schon ein beträchtliches Risiko ein», sagt Berset. «Aber wenn das gut geht, werden wir sehr rasch weitere Öffnungsschritte beschliessen.»

Auch hier gelte: Alles sei nicht vorbei, aber bessere Zeiten kämen. (til)

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