Für einmal war ein Umweltaktivist der Star am Zürich Film Festival. Al Gore (69), Vizepräsident unter Bill Clinton, stellte gestern Abend seinen zweiten Dokumentarfilm über die Bedrohung durch den vom Menschen verursachten Klimawandel vor: «An Inconvenient Sequel». Fürs deutschsprachige Kinopublikum übersetzt mit: «Immer noch eine unbequeme Wahrheit».
«Die Klimakrise verschlimmert sich, es braucht noch mehr Überzeugungsarbeit», sagte Gore an einem von Urs Gredig (47, ehemals SRF) moderierten Gespräch in einem Zürcher Kino.
Gores erster Film «Eine unbequeme Wahrheit» hatte 2007 den Oscar als beste Doku gewonnen. Im selben Jahr erhielt Gore, der in Zürich wie immer Cowboystiefel trug, für sein Engagement den Friedensnobelpreis.
Das ist zehn Jahre her, die Temperatur auf der Erde ist weiter gestiegen. Der Beschluss von Donald Trump, aus dem Pariser Klimavertrag auszusteigen, schien die Zuschauer in Zürich aber fast mehr zu beschäftigen als jede Horrorprognose. Das Publikum applaudierte frenetisch, als Gore klarmachte: «Man muss jetzt klar unterscheiden: Es gibt Trump auf der einen Seite und die amerikanische Bevölkerung auf der anderen.»
Er sei nicht beunruhigt wegen der Kündigung des Pariser Abkommens durch Trump, sagte Gore. «Am Anfang hatte ich Angst», fügt er an. Doch hätten ihm immer mehr Staaten, Firmen und Privatpersonen versichert, dass sie nach wie vor dabei wären.
Gores neuer Film startet am 12. Oktober in Schweizer Kinos und ist aufwendig gemacht. Gore trifft darin Opfer von Taifunen und reist zum Jakobshavn-Gletscher in Grönland, wo ihm ein Schweizer Forscher Stellen zeigt, an denen sich ewiges Eis in reissende Bäche aus Schmelzwasser verwandelt. Oder man sieht ihn, wie er bei den Verhandlungen in Paris die indische Delegation mit einem Deal für vergünstigte Sonnenkollektoren ins Boot zu holen versucht.
«Das Tolle ist, dass wir heute immer mehr günstige Lösungen haben, um die Klimaerwärmung zu stoppen», sagt Gore. «Wir werden diese Krise lösen. Die Frage ist nur, ob wir schnell genug sind.»