In Bern tobt der Streit ums Rahmenabkommen mit der EU. In der SP liegen die Nerven blank, Freisinnige beschimpfen Gegner des Vertrags, und die SVP warnt, wieder einmal, vor dem Untergang der Heimat.
Ausgerechnet zu einer Zeit, in der von links bis rechts die Beziehungen zu Europa zur Schicksalsfrage stilisiert werden, räumt die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) das Feld! Sie gibt ihr schmuckes Büro in der Nähe des Berner Botschafterviertels auf und zieht dieser Tage ins Oberland. «Wir verlegen die Geschäftsstelle der Auns nach Lauterbrunnen. Damit sparen wir Mietkosten von mehreren Zehntausend Franken», sagt Lukas Reimann (36), St.Galler SVP-Nationalrat und seit 2014 Präsident der Auns. «Ganz ehrlich, es war nicht so, dass die wir in Bern von Laufkundschaft überrannt wurden. Auch darum können wir mit gutem Gewissen ins Oberland ausweichen.»
Gegründet, um Uno-Beitritt zu verhindern
Es ist ein stiller Abschied einer notorisch lauten Organisation. Mitte der 1980er-Jahre von Christoph Blocher (78, SVP) und Otto Fischer (1915–1993, FDP) gegründet, um einen Beitritt der Schweiz zur Uno zu verhindern, schlug ihre grosse Stunde 1992: Mit dem Nein zum EWR triumphierte die Auns im Gleichschritt mit der SVP gegen eine Übermacht von Parteien und Verbänden. Während des Abstimmungskampfs wuchs sie zu einer Massenorganisation an, büsste aber mehr und mehr ihren überparteilichen Charakter ein.
In der jüngeren Vergangenheit macht die Organisation wegen Mitgliederschwund und finanzieller Schwierigkeiten von sich reden. Ihr Gründer Christoph Blocher rief für den Kampf gegen den EU-Rahmenvertrag ein eigenes, neues Komitee ins Leben. Im Herbst übergab er das Zepter von «EU No» an «Weltwoche»-Chef und SVP-Parlamentarier Roger Köppel (53, ZH), der auch in der Rechtspartei das Europa-Dossier unter sich hat.
Ab ins Réduit
Lukas Reimann glaubt freilich weiter an die Auns. «Seit ich den Vorsitz übernommen habe, war es mein Ziel, die Auns aus den roten Zahlen zu führen.» 2018 sei dies auch gelungen, betont er. Der Abgang der Auns aus Bern passe ohnehin zu ihren Wurzeln, sagt Reimann: «Wir sind die aussenpolitische Opposition der Schweiz! Und nun gehen wir ins Réduit.»