Airbus befindet sich im Sinkflug. Gegen Konkurrenz aus Frankreich und den USA buhlt der deutsch-französische Flugzeugbauer derzeit um einen Schweizer Rüstungsauftrag. Es geht um viel Geld: Für sechs Milliarden Franken will der Bund neue Kampfflugzeuge kaufen – falls das Volk Ja dazu sagt. Der Bieterkampf geht gerade in die entscheidende Phase. Doch nun hat Airbus ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Anfangs Februar pries Airbus-CEO Dirk Hoke (51) im BLICK-Interview seinen Eurofighter an. Auf Schmiergeld-Vorwürfe in Österreich angesprochen wies er alle Kritik weit von sich. «Bis jetzt gibt es keinerlei Nachweis, dass es bei der Vergabe zu Korruption kam», betonte er. Tauchten aber tatsächlich neue Hinweise auf, sei er gerne bereit, bei der Aufklärung zu helfen. Und: «Ansonsten erwarte ich, dass das Verfahren endlich eingestellt wird.» Hoke hat das Interview gegengelesen und abgesegnet.
3,6 Millionen Strafe
Doch: Nur wenige Tage später musste Airbus die Korruption eingestehen. Es sei zu «politischen Zuwendungen» im Rahmen des Eurofighter-Geschäfts mit Österreich gekommen. Insgesamt rund 55 Millionen Euro. Dies berichtet das Magazin «Profil». Es verwies zudem auf eine Vereinbarung, wonach sich der Konzern mit verschiedenen Staaten zu Strafzahlungen von insgesamt 3,6 Milliarden Euro verpflichtet hat.
Wie kann Airbus garantieren, dass es nicht auch in der Schweiz zu Korruption kommt? Eine Antwort bleibt der Konzern seit Tagen schuldig. Die Anfrage von BLICK ist bis heute unbeantwortet geblieben. Wie kann es sein, dass CEO Hoke nur wenige Tage vor dem Eingeständnis noch betont, dass es keine Hinweise auf Korruption gebe?
«Airbus sollte ausgeschlossen werden»
Weiss Hoke nicht, was in seinem Unternehmen vor sich geht? Oder hat er im Interview schlicht nicht die Wahrheit gesagt? Keine Antwort. Das Unternehmen scheint sich plötzlich in den Schützengraben zurückgezogen zu haben. Dabei waren die Kampfflugzeug-Anbieter bis heute sehr empfänglich für Auftritte in den Medien. Im Hinblick auf den laufenden Bieter-Wettbewerb dürften das für Airbus kaum gute Vorzeichen sein.
«Es ist empörend, dass ein Anbieter auf seiner Werbetour durch die Schweiz schlicht nicht die Wahrheit sagt», findet Lewin Lempert (23) von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA). «Das ist disqualifizierend. Airbus sollte aus der laufenden Evaluation ausgeschlossen werden.» Man könne nun ja nicht einfach weitermachen, als wäre nichts passiert.
«Das kann in der Schweiz so nicht passieren»
Das sieht FDP-Ständerat Thierry Burkart (44) nicht ganz so. Die Situation sei nicht mit jener in Österreich zu vergleichen. «Die Schweiz verhandelt direkt mit den Regierungsstellen der Herstellerländer und nicht mit den Flugzeugherstellern», betont er. «Ein Korruptionsfall wie der in Österreich kann daher in der Schweiz so nicht passieren.» Das ist auch einer der Gründe, weshalb dieses Vorgehen gewählt worden sei.
In Österreich ist Airbus jedenfalls noch lange nicht aus dem Schneider. Österreichs Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (49) hat mittlerweile sogar mit einer Rückabwicklung des Kaufvertrags gedroht. Tanner stellte gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA klar, dass auch ein Ausstieg aus dem Vertrag und die damit verbundene Rückabwicklung «eine Option» sei.
Airbus hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 1,36 Milliarden Euro eingefahren – und damit auch den Skandalen Tribut gezollt. Der Flugzeugbauer hatte in mehreren Ländern Strafzahlungen leisten müssen. Ein Jahr zuvor strich der Konzern noch mehr als drei Milliarden Euro Gewinn ein.