Affäre Hildebrand vor Gericht
Er lacht, sein Komplize leidet

Hermann Lei und der grosse Verlierer in der Hildebrandaffäre Reto T. wurden gestern vor Gericht bestellt. Grund: mehrfache und vorsätzliche Verletzung des Bankgeheimnisses. Beide weisen die Schuld von sich.
Publiziert: 30.03.2016 um 20:44 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:53 Uhr
1/2
Philipp Hildebrand trtt am 9. Januar 2012 in Bern als SNB-Präsident zurück.
Foto: Blick
Peter Hossli

Gut kommt in der Affäre Hildebrand keiner weg. Fragwürdig waren im Sommer 2011 die Devisengeschäfte des damaligen Nationalbank-Präsidenten Philipp Hildebrand (52). Journalisten der «Weltwoche» mussten gestohlene Kontoauszüge manipulieren, um die Sache aufdecken zu können. Und sie liessen sich in ein politisches Komplott einspannen. SVP-Kantonsrat Hermann Lei (43) machte sich zum ­Handlanger. Der einstige Bank-­Sarasin-Mitarbeiter Reto T.* (43) nahm das Recht in die ­eigene Hand.

Allerdings gibt es einen klaren Verlierer: Reto T., der IT-Angestellte der Bank Sarasin. Er brachte die Affäre ins Rollen, indem er Printscreens von Hildebrands Sarasin-Konto erstellte, sie aus der Bank trug – und dem einstigen Freund und damaligen Anwalt Lei zeigte.

Heute steht T. vor einem Scherbenhaufen. Das war gestern das Fazit nach zehn Stunden Verhandlungen am Bezirksgericht Zürich. Lei und T. waren vor den Richter bestellt worden, beide angeklagt wegen mehrfacher und vorsätzlicher Verletzung des Bankgeheimnisses. Lei erschien lachend, unrasiert, fotografierte frivol die Fotografen mit dem iPhone.

T. aber konnte nicht kommen. Er ist krank, liess sich durch ein Arztzeugnis dispensieren. Somit bleibt er weiterhin ein Phantom. Es fehlt ihm die Kraft hinzustehen, seine Version mit seinen Worten zu erzählen. Er bleibt ohne Gesicht. Während alle in Mikrofone reden, bleibt er stumm.

Vor Gericht schilderte sein Pflichtverteidiger Viktor Györffy (48) die Tragik. T. leide an einer «posttraumatischen Belastungsstörung». Er könne nicht mehr arbeiten. Verantwortlich? «Alt Bundesrat Christoph Blocher (75) und Lei.» Diese hätten T. vor vier Jahren genötigt und in eine ausweglose Situation manövriert. «Es ist aus den Akten nachvollziehbar, wie T. von Lei und Blocher hintergangen wurde», sagt Györffy zu BLICK. «Mein Mandat zahlt einen sehr hohen Preis für die ganze Geschichte.» T. wollte Hildebrands Devisengeschäfte aufklären, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen.

Die Vorwürfe seien «Quatsch», sagt Leis Anwalt Valentin Landmann (65). «Reto T. war schon vor dieser Affäre eine auffällige Person. Das Verfahren hat ihm zugesetzt, aber daran sind weder Blocher noch Lei schuld. Ich wünsche T. gute Besserung.»

Staatsanwältin Alexandra Bergmann betont, Hildebrand sei das Opfer von T. und von Lei. Zwar mit allzu leiser Stimme, aber inhaltlich klug zerpflückt sie die Argumente der beiden Thurgauer. Die Urteile werden am 13. April bekannt gegeben.

Der eigentliche Sieger der Affäre stand gestern nicht vor Gericht: Blocher. Dem SVP-Patron ist es gelungen, seinen Feind Hildebrand zu stürzen – und seine Rolle so weit zu verwedeln, dass er selber fein raus ist.

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?