Durch die Wolken schwebte sie ein: Frauke Petry (40), Vorsitzende und Gallionsfigur der deutschen Rechtspartei AfD (Alternative für Deutschland) flog per Helikopter nach Matten BE, um der «Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz» (Auns) ihre Aufwartung zu machen. Der Abstecher ins Berner Oberland war nötig geworden, weil die Veranstalter den Anlass aus Sicherheitsgründen nicht, wie ursprünglich geplant, in der Bundesstadt Bern durchführen konnten.
Kaum hatte sie festen Boden unter den Füssen, lobte Petry das Schweizer Modell der direkten Demokratie auch schon in den höchsten Tönen. Stets umschwärmt von einem Grossaufgebot an Personenschützern, die mangels Gegendemonstranten halt die Medien auf Distanz hielten. Dass nur wenige Stunden zuvor Auns-Präsident und SVP-Nationalrat Lukas Reimann (33, SG) lautstark zur Verteidigung der Meinungsfreiheit aufgerufen hatte, bekam sie unterwegs offenbar nicht mit.
«Bitte helft uns»
Ohnehin sei ihr Wissen über die Schweiz nicht allzu gross, räumte die gebürtige Ostdeutsche zu Beginn ihres Vortrags ein. Was sie aber nicht davon abhielt, die Eidgenossenschaft zum Vorbild für ihre Heimat zu stilisieren. «Bitte helft uns, etwas mehr Schweiz in das grösste Land Europas zu tragen», bat Petry. Und: «Gemeinsamkeit und Kooperation in Europa braucht keine EU-Mitgliedschaft.»
Wie aber die freundschaftliche Invasion der Schweizer Werte ins nördliche Nachbarland genau vonstattengehen solle, darüber liess Petry ihre Zuhörer im Dunkeln. Lieber beklagte sie den «Charaktermangel» in der deutschen Politik und beschuldigte Kanzlerin Angela Merkel (61), notabene eine Christdemokratin, in der Bundesrepublik «durch die Hintertür» dem Sozialismus zum Durchbruch zu verhelfen. Das Publikum, darunter auch Mitglieder der rechtsradikalen Pnos, dankte es ihr mir mit lautem Applaus.
In der anschliessenden Pressekonferenz warb Petry für eine irgendwie geartete Zusammenarbeit unter den EU-kritischen Parteien Europas. Hier aber endet die Gegenliebe der Schweizer Rechten: SVP-Vordenker und Auns-Mitbegründer Christoph Blocher (75) machte deutlich, dass er von einer Kooperation zwischen Volkspartei und AfD wenig hält. Daran wird auch Petrys Stippvisite wenig ändern.