Den No-Billag-Gegnern ist ein veritabler Coup gelungen. Der Verein «Nein zum Sendeschluss» hat SRF-Star Mike Müller (54) für die Nein-Kampagne gewinnen können, präsentiert heute sein neues Sujet mit dem Schauspieler in Grossaufnahme. Darauf steht der Spruch: «Weniger Vielfalt, ‹kein Bestatter›». Mike sei ein Glücksfall für sie, betont das Komittee auf Facebook. «Er ist ein guter Schauspieler, beliebt und populär. Nächste Woche beginnt die nächste Staffel des «Bestatters».
Darum setzt sich der Schauspieler so vehement gegen No Billag ein
Er sei vom Komitee als eines von mehreren Aushängeschildern angefragt worden, sagt Müller zu BLICK über sein Engagement. «Für mich war es sofort klar, dass ich zusage. Für mich ist es wichtig, sich für die Medienvielfalt einzusetzen. Serien wie ‹Bestatter› würden als erste begraben bei einer Annahme der Initiative. Die lassen sich nur über Gebühren finanzieren.» Aktiv im Verein mitmachen würde er aber nicht, betont Müller.
Müller hat keine Angst davor, dass sich sein Engagement für das Nein-Komittee kontraproduktiv auswirken könnte. Kritik würde er aber dennoch erhalten, vor allem auf Twitter. «Dort schreibt man mir, meine Drohgebärde würde nicht funktionieren. Dabei ist es das gar nicht. Ich äussere nur meine Meinung, und damit habe ich noch nie hinter dem Berg gehalten», erklärt er.
Dass das SRF seinen Mitarbeitern kürzlich nahelegte, sich punkto No Billag zurückhaltend zu verhalten und einzelne Exponenten wie Sportmoderator Olivier Borer sogar schon zurückpfiff, scheint Mike Müller nicht zu stören. Ihm habe niemand aus dem Haus verboten, sich zu engagieren, betont er. «Ich bin ja auch nicht angestellt, sondern unabhängig. Und mir ist wichtig, dass ich mich als Unabhängiger äussern kann. Aber klar, betroffen bin ich als Darsteller des ‹Bestatters› natürlich, das gebe ich zu.»
SRF wiegelt ab: Mike Müller sei nicht vom SRF angestellt, sagt Sprecherin Andrea Wenger zu BLICK.
Müller giftelt gegen CVP-Präsident Pfister
Dennoch: Müllers Einsatz dürfte besonders manchen Politikern nicht gefallen. Einige hatten zuletzt gefordert, SRF-Mitarbeiter müssten sich im Kampf um No Billag zurückhalten, darunter CVP-Präsident Gerhard Pfister (55), der an Müllers Engagement keine Freude haben dürfte. «Die Mitarbeitenden der SRG sind viel zu offensiv.» Ihr Engagement sei kontraproduktiv, sagte er der «Sonntagszeitung».
Müller, der betont, nie bei der SRG angestellt gewesen zu sein und auch als Selbständigerwerbender aktuell nicht für einen SRG-Sender zu arbeiten, giftelt gegenüber «20 Minuten» zurück: «In der Schweiz wird nur politisch entmündigt, wer eine Strafe absitzt. Das ist bei mir derzeit nicht der Fall.» Und setzt noch einen drauf: «Wenn die CVP fortan bei Geschäften zum Gesundheitswesen oder zu Rüstungsexporten in den Ausstand tritt, weil ihre National- und Ständeräte von diesen Branchen alimentiert werden, halte ich sofort die Klappe.»
Initianten: «Grenze überschritten»
Definitiv «not amused» sind die No-Billag-Initianten selbst. «Jeder Mensch hat das Recht, seine Meinung zu äussern und sich politisch zu engagieren. Das gilt auch für Mike Müller», sagt Komitee-Sprecher Andreas Kleeb (55).
Aber das Sujets sei dennoch problematisch. «Erstens behauptet der Verein Nein zum Sendeschluss damit erneut, dass es bei der Abstimmung um die Abschaffung der SRG geht. Das tut es aber nicht – wir wollen lediglich die Billag-Zwangsgeühr abschaffen. Und zweitens äussert sich mit Mike Müller ein SRF-Repräsentant.»
Dass Müller nicht bei SRF angestellt ist, lässt er nicht gelten: «Formaljuristisch mag das stimmen, aber es geht um die Wahrnehmung.» Müller werde ganz klar als SRG-Mann wahrgenommen. «Hier wurde sicher die Grenze der politischen Korrektheit überschritten.» (sf/wyt)