FDP-Präsidentin Petra Gössi hat letzte Woche mit Aussagen zur Rentenreform für Wirbel gesorgt. Gössi stört sich daran, dass im Ausland lebende Rentner überproportional vom 70-Franken-AHV-Zustupf profitieren. «Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen», sagte die Schwyzer Nationalrätin im BLICK.
Damit hat Gössi einen Nerv getroffen – bei Auslandschweizern. «Sie sind empört», sagt Remo Gysin, Basler alt SP-Regierungsrat und Präsident der Auslandschweizerorganisation (ASO). «Wo kommen wir hin, wenn wir Menschen nur noch nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen beurteilen?» Gemäss Gysin hat die ASO viele Reaktionen von Mitgliedern aus der ganzen Welt erhalten. So erging es auch Roland Rino Büchel, SVP-Nationalrat und ASO-Vorstandsmitglied. «Die Leute kochen vor Wut», sagt er.
Welle der Empörung
Diese Erfahrung hat auch CVP-Ständerat Filippo Lombardi gemacht. Er ist Vizepräsident der ASO. «Die ASO hat viele wütende Rückmeldungen von Rentenbezügern im Ausland erhalten», sagt er. Am nächsten Auslandschweizer-Kongress im August in Basel wird sicher eine weitere Welle der Empörung eingehen.
Gössis Aussagen finde er als Vertreter der Auslandschweizer skandalös. Es sei idiotisch, die Freiheit der im Ausland lebenden Rentner beschränken zu wollen. «Alle, die in die AHV einbezahlt haben, müssen ein Anrecht auf die Leistungen haben, egal, ob sie in der Schweiz leben oder im Ausland.»
Bärendienst für die Nein-Kampagne
Lombardis Empörung mag man mit dem Abstimmungskampf erklären: Seine CVP unterstützt im Gegensatz zur FDP die Rentenreform. Doch auch Büchel, dessen SVP Seite an Seite mit der FDP für ein Nein am 24. September kämpft, findet Gössis Aussagen daneben: «Ich weiss wirklich nicht, welcher Teufel sie da geritten hat.»
Auch Gössi selbst hat viele empörte Reaktionen von Auslandschweizern erhalten. «Die Zuschriften haben vor allem gezeigt, dass der Text nicht im richtigen Kontext verstanden wurde», sagte sie gegenüber swissinfo.ch. BLICK habe korrekt berichtet, andere Medien hätten ihre Aussagen aber in falschem Zusammenhang übernommen.
Gegessen ist die Sache damit aber nicht: Dem Nein-Komitee habe Gössi einen Bärendienst erwiesen, sagt Büchel. «Sie hat Hunderttausende Auslandschweizer wütend gemacht.» Und theoretisch könnten über 600'000 von ihnen abstimmen.