Angst vor Volksmusik-Kahlschlag wegen No Billag
Hat das SRF bald ausgejodelt?

Die No-Billag-Initiative bedroht die SRG – und damit eine wichtige Plattform für die Freunde der Volkskultur. Die Brauchtums-Verbände wollen sich nun gemeinsam gegen die Initiative wehren.
Publiziert: 01.11.2017 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 18:53 Uhr
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«No-Billag-Initiative ist ein Affront»: Karin Niederberger, Präsidentin des Eidgenössischen Jodlerverbands.
Foto: Urs Homberger Arosa Switzerland
Ruedi Studer

No Billag: Diese zwei Worte verbreiten bei der SRG Angst und Schrecken. Kein Wunder angesichts der giftigen Debatte und Umfragen, die darauf schliessen lassen, dass die Initiative zur totalen Abschaffung der TV- und Radio-Gebühren durchaus Chancen im Volk hat. Für die Fernseh- und Radiostationen der SRG würde die Luft dann dünn. 

Die Angst vor der Zerschlagung der SRG wird von unerwartetem Support für die Initianten genährt: So hat der Schweizerische Gewerbeverband mit Zweidrittels-Mehrheit die Ja-Parole gefasst. Fast geschlossen hat sich gar die kantonalzürcherische SVP hinter das Begehren gestellt. 

«Für die Freunde der Volksmusik ein Affront»

Doch jetzt regt sich Widerstand von gutbürgerlicher Seite! Zahlreiche volkstümliche Verbände wollen die Initiative aktiv bekämpfen. Als Speerspitze der volkstümlichen No-Billag-Front fungiert die Interessengemeinschaft Volkskultur, in der 33 Verbände mit insgesamt über 400’000 Aktivmitgliedern zusammengeschlossen sind.

«Wir werden uns gemeinsam wehren», sagt IG-Präsident und FDP-Nationalrat Albert Vitali (62, LU). Der Vorstand habe bereits einstimmig die Nein-Parole beschlossen, denn: «Die radikale Initiative gefährdet nicht nur die SRG, sondern auch zahlreiche Privatsender, die einen Gebührenanteil erhalten.» So sieht er etwa auch die Übertragung von Schwing- und Jodelfesten in Gefahr. «Private könnten die Kosten dafür nicht stemmen.» 

Kahlschlag bei der Volkskultur

Schon der im Parlament abgelehnte SVP-Gegenvorschlag, der eine Gebührenobergrenze von 200 Franken verlangt hatte, ging Vitali zu weit. «Auch hier hätte die Volkskultur Federn lassen müssen», so Vitali. «Dass ausgerechnet die SVP einen Kahlschlag der Volkskultur vorantreibt, ist für mich in diesem Bereich absolut unverständlich.»

Das halten Volksmusik-Stars von No Billag

Volksmusik-Komponist Carlo Brunner (62)

«Ich bin gegen die No-Billag-Initiative. Ich zahle den Beitrag gerne, denn nur so ist die Vielfalt möglich, die das SRF bietet und die ich sehr schätze. Zudem hätten wir Volksmusiker mit einem Verschwinden des Senders gar keine Auftrittsmöglichkeiten mehr in Radio und TV.»

Volksmusikpapst Sepp Trütsch (68)

«Nur das Schweizer Fernsehen garantiert die volkstümliche Vielfalt. Ohne die Plattform des öffentlich rechtlichen Senders würde die Volks- und Mundartmusik an den Rand gedrängt und müsste ums Überleben kämpfen. Für mich ist dies ein undenkbares Szenario, daher bin ich ganz klar gegen die No-Billag-Volksinitiative.»

Alphornspielerin Lisa Stoll (21)

«Ich bin eine junge Musikerin, gehöre zum Nachwuchs. Ohne das Schweizer Fernsehen würde uns diese gewaltige Möglichkeit verlorengehen, bekannt zu werden und durchzustarten. Kein anderes Format fördert Heimatklänge so stark. Daher bin ich ganz klar gegen No Billag.»

Carlo Brunner, Sepp Trütsch und Lisa Stoll sind gegen die No-Billag-Initiative.
Carlo Brunner, Sepp Trütsch und Lisa Stoll sind gegen die No-Billag-Initiative.
Thomas Lüthi / Stefano Schröter / Sabine Wunderlin (Fotomontage)

Volksmusik-Komponist Carlo Brunner (62)

«Ich bin gegen die No-Billag-Initiative. Ich zahle den Beitrag gerne, denn nur so ist die Vielfalt möglich, die das SRF bietet und die ich sehr schätze. Zudem hätten wir Volksmusiker mit einem Verschwinden des Senders gar keine Auftrittsmöglichkeiten mehr in Radio und TV.»

Volksmusikpapst Sepp Trütsch (68)

«Nur das Schweizer Fernsehen garantiert die volkstümliche Vielfalt. Ohne die Plattform des öffentlich rechtlichen Senders würde die Volks- und Mundartmusik an den Rand gedrängt und müsste ums Überleben kämpfen. Für mich ist dies ein undenkbares Szenario, daher bin ich ganz klar gegen die No-Billag-Volksinitiative.»

Alphornspielerin Lisa Stoll (21)

«Ich bin eine junge Musikerin, gehöre zum Nachwuchs. Ohne das Schweizer Fernsehen würde uns diese gewaltige Möglichkeit verlorengehen, bekannt zu werden und durchzustarten. Kein anderes Format fördert Heimatklänge so stark. Daher bin ich ganz klar gegen No Billag.»

Zum Marsch gegen «No Billag» bläst auch der Blasmusikverband. «Unsere Mitgliederratskonferenz hat einstimmig die Nein-Parole gefasst», sagt Präsident Valentin Bischof (68) zu BLICK. Obwohl der Verband gemäss Statuten politisch neutral ist, mischt er sich diesmal aktiv in den Abstimmungskampf ein. «Aus übergeordnetem Interesse», erklärt Bischof. «In unseren Statuten steht nämlich auch, dass wir uns mit allen Mitteln für die Blasmusik einsetzen müssen.»

«Für Private nicht interessant»

Bei einem Ja zur Initiative verliere die Blasmusik mit dem Sender «Musikwelle» eine wichtige öffentliche Plattform, ist Bischof überzeugt. «Für die Privaten ist die Blasmusik kommerziell nicht interessant, da müssen wir uns keinen Illusionen hingeben.» Bischof geht davon aus, dass sich der Verband auch finanziell an einer Nein-Kampagne beteiligen wird – «einige Tausend Franken könnten es schon sein».

Gegen die Initiative stellt sich auch die Führungsspitze des Verbands Schweizer Volksmusik. «Bei einer Annahme ist zu befürchten, dass unsere Volksmusik und die ganze Volkskultur von den Radio- und TV-Anstalten nicht mehr gebührend berücksichtigt wird», sagt Zentralpräsident Cipriano de Cardenas (69). Wie sich der Verband im Nein-Lager engagieren wird, sei zurzeit noch in Abklärung.

«Die Initiative ist ein Affront»

Auch die Schweizerische Chorvereinigung wird sich dieses Wochenende mit der Initiative befassen. Und der Eidgenössische Jodlerverband diskutiert heute Donnerstagabend, mit welcher Strategie er die Initiative bekämpfen will und wie sich die Nein-Kräfte bündeln lassen. «Für die Freunde der Volkskultur ist die Initiative ein Affront», sagt Präsidentin Karin Niederberger (47). Mit Live-Übertragungen und Sondersendungen sei die SRG ein unverzichtbarer Partner für die eidgenössischen Brauchtumsfeste.

Das Stimmvolk entscheidet am 4. März 2018 über die No-Billag-Initiative.

Um diese Sendungen bangt die Volkskultur-Szene

Wird No Billag angenommen, fürchten die Volkskulturverbände um so traditionsreiche Anlässe wie das ((Bild)), die ohne die Unterstützung der SRG nicht mehr stattfinden könnten. Doch auch Sendungen wie «SRF bi de Lüt - Feste», «Viva Volksmusik», «100% Schweizer Musik», «Potzmusig» und Sender wie die Musikwelle stünden vor dem Aus, so die Jodler und Blasmusiker.

Wird No Billag angenommen, fürchten die Volkskulturverbände um so traditionsreiche Anlässe wie das ((Bild)), die ohne die Unterstützung der SRG nicht mehr stattfinden könnten. Doch auch Sendungen wie «SRF bi de Lüt - Feste», «Viva Volksmusik», «100% Schweizer Musik», «Potzmusig» und Sender wie die Musikwelle stünden vor dem Aus, so die Jodler und Blasmusiker.

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