Die Gegner der No-Billag-Initiative haben eine Woche der bösen Überraschungen hinter sich: Erst sagten die Zürcher SVP-Delegierten überdeutlich Ja zum Anliegen, das die Radio- und Fernsehgebühren und damit die SRG-Kanäle abschaffen will. Die Signalwirkung der Zürcher Sektion auf die nationale Partei ist bekannt.
Dann beschloss auch noch die Spitze des Gewerbeverbands, der von FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler (59) geleitet wird, die Ja-Parole. Die Dachorganisation vertritt 300'000 Unternehmen und ist der grösste Wirtschaftszusammenschluss im Land.
Abstimmungstermin ist am 4. März
Entsprechend gross ist die Nervosität bei den Verteidigern des Service public, unter denen das Ansinnen bis vor kurzem noch als chancenlos galt. Gefragt sind jetzt Aktionen und Projekte, von denen erst wenige sichtbar sind. Abstimmungstermin ist am 4. März. Der Countdown läuft. Bekannt geworden ist bislang etwa der Verein «Nein zum Sendeschluss» um Schriftsteller Pedro Lenz (52).
Jetzt bekommt das Nein-Lager eine gewichtige Unterstützung: Der ehemalige SRG-Kommunikationschef Iso Rechsteiner (51) weibelt hinter den Kulissen gegen die Vorlage. Er will Kräfte für den Abstimmungkampf zusammenführen. «Mein Ziel ist es, Institutionen, Verbände, Kultur und Firmen an Bord zu holen», sagt er.
Er setze sich freiwillig und aus Eigeninitiative ein, betont Rechsteiner: «Ich verdiene mit meinem Engagement keinen Rappen. Mandate habe ich in dieser Angelegenheit keine. Mir geht es um die Sache.»
Auch im Kulturbereich tut sich etwas
Rechsteiner ist ein SRG-Urgestein mit breitem Netzwerk: Von 2011 bis 2015 leitete er die Kommunikationsabteilung des Medienhauses. Zuvor war er, noch zu DRS-Zeiten, Journalist und später Radiodirektor. Heute ist er Inhaber der PR-Firma Mint Communications.
Für das Ansinnen der SRG-Gegner hat Rechsteiner kein Verständnis: «Die No-Billag-Initiative ist gefährlich.» Kritik an der SRG sei zwar legitim, so Rechsteiner, «aber diese Vorlage schüttet das Kind mit dem Bade aus». Er sagt: «Ich will nicht in einem Land ohne öffentlich-rechtliche Medien leben.»
Auch im Kulturbereich tut sich etwas: Die Schweizerische Interpretengenossenschaft vertritt über 4000 Künstlerinnen und Künstler im Land. Derzeit laufen interne Gespräche, wie man sich gegen No Billag engagieren wolle, bestätigt Geschäftsleiter Bruno Marty. Mit Sicherheit wolle man sich finanziell einsetzen. Ob ein eigenes Komitee gegründet werden oder ob man sich einer bestehenden Gruppierung anschliessen soll, sei noch offen.