No-Billag-Befürworter Ruedi Lustenberger ist auch SRG-Profiteur
Geht es um Kohle, ist ihm No Billag egal

Alt Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger wettert gegen die SRG und weibelt für No Billag. Geht es aber um sein Entlebuch und das Holzgewerbe, nimmt er die Unterstützung des Mediengiganten nur zu gern an.
Publiziert: 29.12.2017 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:01 Uhr
Andrea Willimann

Luzerner, speziell Entlebucher, reiben sich die Augen: Ihr alt Nationalrat Ruedi Lustenberger (67) ist ein Wendehals, reklamieren sie. Und zwar ein doppelt gedrehter!

Zuerst sorgte für Aufregung, dass der CVP-Politiker Lustenberger für die No-Billag-Initiative kämpft – gegen die Haltung seiner Partei, die die Nein-Kampagne anführt. Im Gleichschritt mit dem Schweizerischen Gewerbeverband stört sich der Schreinermeister aus Romoos im Entlebuch, dass Unternehmer die «Mediensteuer» doppelt bezahlen müssen – als Privatperson wie auch als Firmeninhaber. Deshalb weibelt er für die Abschaffung.

Er selbst gab den Ausschlag

Dumm nur, dass es Lustenberger selbst war, der 2014 den Ausschlag dafür gab, dass nicht alle Unternehmen von der Billag befreit wurden. Als Nationalratspräsident fällte er damals den Stichentscheid.

Er habe sich an die «grundsätzliche Haltung» der meisten Nationalratspräsidenten gehalten und wie die Mehrheit der vorberatenden Kommission gestimmt. «Entgegen meinem Herzen», so Lustenberger zu BLICK.

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Begeistert mit dabei: Im von der SRG mitfinanzierten Film «Köhlernächte» präsentiert Lustenberger das uralte Gewerbe der Holzkohle-Hersteller.
Foto: BLICK

Lustenberger hat zwei Auftritte in «Köhlernächte»

Nun aber folgt der nächste doppelte Salto: Der alt Nationalratspräsident ist wirklich ein Wendehals, wenn es um No Billag und die SRG geht. Demnächst kommt der Film «Köhlernächte» in die Kinos. Mittendrin: Ruedi Lustenberger.

Der Film dokumentiert die Köhlerei, eine alte Art der Holzkohleproduktion im Bramboden in Lustenbergers Wohnort Romoos. Im Film wird auch die Biosphäre Entlebuch thematisiert, der Reiz dieser schönen Landschaft kommt voll zur Geltung. Die Produktion des Films ist dort auf sehr viel Zuspruch gestossen und wurde breit unterstützt. Sie wurde von der SRG koproduziert und mit rund 80'000 Franken aus der Empfangsgebührenkasse mitfinanziert. 

Winterimpression vom Gebiet Bramboden, in der Heimatgemeinde Romoos des Luzerner alt Nationalrats Ruedi Lustenberger (CVP). Der Film «Köhlernächte» von Robert Müller wurde von der SRG mitfinanziert.
Foto: Copyright Filmcoopi

Lustenberger gehört zwar nicht zu den Hauptfiguren des Films. Aber er hat zwei Auftritte darin: Als Festredner am internationalen Köhlertreffen, das während der Dreharbeiten in Romoos stattfand, sowie als Teilnehmer an der Generalversammlung des Entlebucher Köhlerverbands. Dort freut er sich als aktives Ehrenmitglied mit Nachwuchsköhler Lukas Thalmann, der in den Verband aufgenommen wird. Selbstverständlich reicht ihm Lustenberger als Erster die Hand. 

Die SRG hätte mehr zahlen können

Dass sich Lustenberger trotzdem dermassen gegen die SRG einsetzt, goutiert nicht jeder im Entlebuch. Er selber findet den Vorwurf «spitzfindig im Quadrat» und witzelt: «Was? Nur 80'000 Franken hat die SRG bezahlt – bei einem Jahresbudget von 1200 Millionen Franken?»

Ernster fügt er an: «Ich hatte, als die Filmaufnahmen 2013 gemacht wurden, keine Ahnung, dass es eine Co-Produktion der SRG ist. Mitgemacht hätte ich aber trotzdem!» Und seine Meinung zu No Billag ändere er deswegen nicht.

Premiere feiert «Köhlernächte» am Donnerstag, 11. Januar, im Kino Bourbaki in Luzern. Dazu lädt die Dachorganisation der Luzerner Wald- und Holzwirtschaft Proholz Lignum ein, die auch vom Verband Luzerner Schreiner getragen wird. Ehrenmitglied: Ruedi Lustenberger.

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