Von heute wird er ein national bekanntes Gesicht sein: Erstmals wird Lukas Golder (43), Co-Leiter des Umfrageinstituts gfs.bern, im SRF-Abstimmungsstudio die Ergebnisse des Urnengangs kommentieren. Er tritt damit das Erbe von Claude Longchamp (60) an, der sich nach 25 Jahren als «Chefdeuter der Nation» aus dem TV zurückgezogen hat.
«Ich bin bereit»
Golder ist Politologe und arbeitet seit vielen Jahren für das Berner Umfrageinstitut – bis jetzt mehr im Hintergrund. Nun folgt der Schritt in die Öffentlichkeit. «Ich kenne die Risiken», sagt der Berner gegenüber der «Luzerner Zeitung».
Er habe miterlebt, wie heftig Longchamp kritisiert wurde, etwa nach dem Umfragen zur Minarett-Initiative, die auf eine Ablehnung hindeuteten. «Die Kritik wird einer Person angehängt», so Golder, «davor habe ich Respekt.» Dennoch sagt er: «Ich bin bereit für diese Rolle.»
Lieber Krawatte
Was wird mit Golder anders als unter seinem Vorgänger? Das Auffälligste wird fehlen – die Fliege. Longchamps Markenzeichen wird sich sein Erbe nicht umbinden. «Wenn der Chef eine Fliege trägt, darf der Angestellte nicht», meint Golder. Zwar sei Longchamp nicht mehr sein Chef, die Krawatte sei ihm dennoch lieber.
Und: Golder will nicht wie der Alleswisser wirken: «Ich bin weniger der Experte, der alles alleine erklärt.» Ihm fehle dafür auch Longchamps unglaubliches historisches Gedächtnis. Daher werde die Rollenverteilung im Studio eine andere sein. Gemeinsam mit Moderator Urs Leuthard wolle er versuchen zu ermitteln, weshalb die Abstimmung so oder so verlaufen sei.
Eine Prise Humor
Sein Ziel sei, die Abstimmungen mit einer Prise Humor zu analysieren. Wie viel es heute zu lachen gibt, wo immerhin die Mammutvorlage zur Rentenreform an die Urne kommt, bleibt abzuwarten. (sf)