Am Wochenende stimmten 58 Prozent der Bevölkerung für die Energiewende von Bundesrätin Doris Leuthard. Im Abstimmungskampf wurde klar, dass die Energieversorger längst nicht mehr am selben Strick ziehen. So trat BKW-Chefin Susanne Thoma offen für ein Ja ein. Alpiq unterstützte die Energiestrategie auch – wenn auch diskreter. Keine Angaben über die Position zur Vorlage wollte hingegen Axpo machen. Was eher einem Zeichen für die Ablehnung gleichkam.
Nach der Abstimmung beginnt nun die Flurbereinigung. Erstes Opfer der Energiewende wird jetzt ausgerechnet ein Lobbyverband. Am Dienstag gab Swisselectric bekannt, dass der Vorstand der Generalversammlung im Juni die Selbstauflösung beantrage.
Vor 15 Jahren sah die Strom-Realität anders aus
Als der Verband vor 15 Jahren gegründet wurde, war die Strom-Realität noch eine andere. Damals gründeten die sogenannten Überlandwerke Atel, BKW, CKW, EGL, EOS und NOK die Swisselectric mit dem Ziel, sich gemeinsam für das Elektrizitätsmarktgesetz und dessen Umsetzung einzusetzen. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen stark verändert. Zudem haben die Unternehmen – die zum Teil untereinander fusionieren mussten – an Grösse und Einfluss verloren. Und aus dem Geschäft mit fetten Gewinnen wurde ein Kampf gegen rote Zahlen.
Der Markt wurde teilweise geöffnet, das Höchstspannungsnetz wurde der Netzgesellschaft Swissgrid übertragen. Regulierungen und gesetzliche Entwicklungen führten laut Swisselectric dazu, dass die Geschäftsmodelle und die Interessen der Gründungsmitglieder oder ihrer Nachfolgefirmen nach 15 Jahren nicht mehr so deckungsgleich sind wie zur Zeit der Gründung.
Ein Weiterführen des Verbandes erscheint den Partnern deshalb nicht mehr adäquat. Immerhin: Bei gemeinsamen Themen wollen die Swisselectric-Firmen weiterhin zusammenarbeiten. Und weitergeführt wird auch Swissnuclear, der Interessenverband der Kernkraftwerkbetreiber Alpiq, Axpo, BKW. Von der Auflösung der Swisselectric-Geschäftsstelle in Bern sind fünf Mitarbeiter betroffen. (hlm/SDA)