Hochkarätiger geht nicht: Bei BLICK on tour in Biel BE traf Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP) im Abstimmungskampf um ihre Energiestrategie erstmals auf SVP-Präsident Albert Rösti, dessen Partei erfolgreich das Referendum ergriffen hat.
Mit einem Ja würde die Schweiz erneuerbare Energien fördern, Strom sparen und Atomkraftwerke verbieten. Für beide Politiker geht es am 21. Mai um viel. Die Energiewende ist für Leuthard eines der wichtigsten Geschäfte ihrer Karriere. Und Rösti braucht nach den jüngsten Niederlagen und kantonalen Wahlschlappen dringend einen Sieg.
Leuthard: Rösti vertritt «die Öligen»
Die erste Attacke in der von Ringier-Publizist Hannes Britschgi geleiteten Diskussion ritt die Energieministerin persönlich. Rösti vertrete «die Öligen», stichelte sie in Anspielung darauf, dass der Berner den Brennstoffhändler-Dachverband Swissoil präsidiert.
SP-Nationalrat Beat Jans, der mit Leuthard für ein Ja kämpfte, schlug sofort in die gleiche Kerbe. Rösti wehrte sich lautstark und warf Jans vor, dass er als Umweltschützer etwa Projekte für Windräder bekämpfe.
Punkten konnte Rösti beim Bieler Publikum etwas später, als er der Bundesrätin eine Wette vorschlug. «Wenn es ein Ja gibt, werden Sie und Ihre Mitstreiter sofort mit unzähligen Massnahmen kommen, wie die Sparziele erreicht werden sollen. Das wird uns allen wehtun im Portemonnaie!» Leuthard widersprach vehement und ging darauf ein – auf dem Spiel steht eine Flasche guter Walliser Humagne Rouge.
«Leuthards Elektro-Auto wird nicht durch eine Kerze angetrieben!»
Schlagfertig zeigte sich auch die Zürcher FDP-Nationalrätin Doris Fiala. Leuthard habe mit ihrer Strategie «den Honigtopf der Subventionen» geöffnet. Auch in den Reihen der Freisinnigen, die knapp die Ja-Parole fassten, hätten gewisse Leute leider Eigeninteressen.
Zusammen mit Rösti warnte sie das Publikum vor hohen Kosten für alle Haushalte. «Ihre Strategie ist eher eine Vision und könnte sogar rasch zu einer Illusion werden», attackierte sie Leuthard. Mit der Feststellung, dass auch das Elektroauto der Bundesrätin nicht mit einer Kerze angetrieben werde, erntete sie zahlreiche Lacher.
Leuthard mahnte zum Schluss, dass Atomkraftwerke ein Auslaufmodell seien. Die Gegner der Vorlage böten keine Alternativen, was die Schweiz mittelfristig abhängiger vom Ausland mache.
Einen klaren Sieg konnte am Ende der harten Debatte keines der beiden Lager verbuchen. Doch die Strategie der Befürworter, vorgespurt durch die Bundespräsidentin, wurde deutlich erkennbar: Frontalangriff auf SVP-Chef Rösti.