Kampagne von FDP-Chefin Petra Gössi lässt Befürworter Sturm laufen
Der AHV-Streit eskaliert

Die Gegner der grossen Rentenreform ärgern sich über Senioren, die nach der Pensionierung die Schweiz verlassen. Das sorgt bei den Befürwortern für harsche Reaktionen.
Publiziert: 22.06.2017 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:44 Uhr
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Die FDP-Präsidentin hat eine klare Haltung gegenüber Rentnern, die ins Ausland abwandern: «Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen.»
Foto: Keystone
Christof Vuille

Bis zur Abstimmung über die Reform der Altersvorsorge dauert es noch drei Monate. Doch mit der gestrigen BLICK-Titelgeschichte ist die AHV-Schlacht endgültig lanciert.

Gegner der Vorlage, allen voran FDP-Präsidentin Petra Gössi, kritisierten, dass von den zusätzlichen 70 Franken für Neurentner, ein grosser Teil ins Ausland abflösse. Tatsächlich lebt bereits heute ein Drittel der AHV-Rentner nicht in der Schweiz – Tendenz steigend. «Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen», wetterte Gössi.

Levrat: «Gössi beleidigt Menschen, die ehrlich für ihre Rente arbeiten»

Diese Aussage hat eingeschlagen wie eine Bombe, die Befürworter der Vorlage drehen im roten Bereich. SP-Präsident Christian Levrat: «Wir sprechen von Menschen, die 45 Jahre in der Schweiz gearbeitet haben, oft in harten Knochenjobs auf dem Bau, an der Migros-Kasse oder im Spital.»

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Diesen Menschen wolle Gössi die Rente wegnehmen. «Damit übernimmt sie die klassische FDP-Arroganz und beleidigt alle Menschen, die ehrlich für ihren Lohn und ihre Rente arbeiten», schimpft der Freiburger Ständerat.

Pfister: «Widerspricht jeglichem liberalen Gedankengut»

Sauer zeigt sich auch CVP-Boss Gerhard Pfister: «Rentnern vorzuschreiben, wo sie zu leben haben, widerspricht jeglichem liberalen Gedankengut.» Es sei erstaunlich, dass die Rechte nicht nur gegen Ausländer sei, die in die Schweiz kämen, sondern auch gegen jene, die das Land verliessen.

FDP und SVP sollten froh sein, dass Auslandsrentner die Schweizer Infrastruktur entlasteten, so Pfister. Die «unsägliche» Argumentation aus der FDP werde in die Kampagne einfliessen, verspricht der Zuger Nationalrat.

Als «beschämend und völlig widersprüchlich» bezeichnet Unia-Präsidentin Vania Alleva die Haltung Gössis. Sie sagt, die Renten, die an Ausländer im Ausland flössen, betrügen im Schnitt nur 490 Franken pro Monat.

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Und betroffen seien vor allem Italiener und Spanier, «die die moderne Schweiz mit aufgebaut haben», so die Gewerkschafterin mit italienischen Wurzeln. Egal, ob Ausländer oder Schweizer – die AHV sei für viele Rentnerinnen und Rentner überlebenswichtig, so Levrat. «Und es ist eine Frechheit und eine Anmassung, wenn Frau Gössi diesen Menschen vorschreiben will, wo sie nach einem harten Berufsleben ihren verdienten Ruhestand geniessen sollen.»

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