Es könnte grotesker nicht sein: Ausgerechnet linke junge Frauen, die sich gerne modern geben und gegen Hausfrauen schnöden, wollen nach wie vor eine Privilegierung des schwachen Geschlechts. Ich hasse zwar diesen Begriff «schwaches Geschlecht». Ich nehme Frauen anders wahr. Doch wenn Frauen solche Privilegien nötig hätten, müssten sie ja schwach sein.
Ich spreche von der Altersreform, über die wir am 24. September abstimmen. Die Juso lehnt die Reform ab, wie sie an ihrer Delegiertenversammlung vom Samstag bekräftigte. Sie ist dagegen, dass Frauen und Männer das gleiche Rentenalter haben.
Die Juso und wir alle können es der CVP verdanken, dass wir bei den Frauen immer noch Rentenalter 64 haben. In der Frühjahrssession 2009 wars. Der Nationalrat folgte dem Bundesrat und entschied sich für ein einheitliches Rentenalter 65 für Frauen und Männer – und zwar ohne soziale Abfederung für Frühpensionierte, wie es die Linken forderten. Es waren dann der Ständerat und dort insbesondere der Freiburger CVP-Mann Urs Schwaller, die die Vorlage verwässerten und sich für eine soziale Abfederung bei Frühpensionierungen einsetzten. Man wollte damit den Linken entgegenkommen und ein Referendum verhindern.
Unheilige Allianz schmetterte den Vorschlag ab
Zum Referendum kam es leider nicht. Für die echten Bürgerlichen sind solche Abfederungen ein No-Go. Aber auch die Linken sagten im Parlament Nein. Ihnen ging die Abfederung zu wenig weit. Eine unheilige Allianz schmetterte sodann den Vorschlag ab, sodass das Schweizer Volk gar nicht darüber abstimmen konnte. Ich bin mir sicher: Eine Mehrheit unter uns hätte Ja gesagt, wenn wir einzig und allein über das Frauenrentenalter hätten abstimmen dürfen.
Doch nun kommt ein Paket vors Volk, das nicht nur den Ewiggestrigen sauer aufstösst. Es stösst unter anderen auch Rentnerinnen und Rentner vor den Kopf. 70 Franken mehr AHV solls geben. Leider nicht für sie; nur für die andern, für die Jahrgänge 1953 und jünger. Und damit die Rechnung aufgeht, müssen alle, auch Rentner, mehr Mehrwertsteuer zahlen.
Es war wieder Urs Schwaller, der diese Idee vorantrieb. Wieder zugunsten der Linken, wieder mit dem Ansinnen, damit eine Mehrheit zu finden. Ich bin überzeugt: Das ursprüngliche Paket von Alain Berset hätte vor dem Volk eine grössere Erfolgschance gehabt und wäre von etlichen bürgerlichen Gruppierungen, die jetzt Nein sagen, unterstützt worden.
Ist das ein Grund, die ganze Vorlage abzuschmettern? Wenn Sie mich fragen: nicht unbedingt. Ich habe Jahrgang 1953. Bei einem Ja kriege ich 70 Franken mehr pro Monat, 840 Franken pro Jahr, 16'800 Franken auf 20 Jahre. Ha, ha, ha ...