Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) sagt deutlich Ja zur Rentenreform: 98 Delegierte sprachen sich am Freitag in Bern für die Vorlage aus, 21 waren dagegen. Das Ergebnis war erwartet worden, allerdings nicht in dieser Deutlichkeit, wie SGB-Präsident Paul Rechsteiner im Anschluss sagte.
Tatsächlich war die vorangegangene Diskussion sehr engagiert verlaufen. Insbesondere die Gegner warfen – wohl in weiser Voraussicht ihrer Niederlage – alles in die Waagschale. Die SGB-Spitze musste sich gar vorwerfen lassen, diktatorisch zu agieren: Vor zwei Jahren habe der SGB-Kongress deutlich Nein zur Anhebung des Frauenrentenalters und zu Rentenkürzungen in der Pensionskasse gesagt, doch daran habe sich namentlich Rechsteiner im Parlament nicht gehalten.
Verrat an den Frauen
Pièce de résistance war die Erhöhung des Frauenrentenalters. Das sei nicht einfach eine «zu schluckende Kröte», wie die SGB-Leitung sage, sondern ein Verrat an den vielen gewerkschaftlich organisierten Frauen, warfen mehrere Votanten ein.
Das gab selbst die Spitze zu: Der erste Reflex sei, Nein zu sagen, so Doris Bianchi, stellvertretende SGB-Sekretariatsleiterin. Das Rentenalter 65 sei «ein klarer Rückschritt und eine harte Sparmassnahme». Allerdings habe man mit dem AHV-Zustupf von 70 Franken nach Jahrzehnten endlich eine Rentenverbesserung von vier bis sechs Prozent erreichen können: «Das ist mehr, als wir bei Lohnverhandlungen herausholen», rechnete Bianchi vor.
«Angestellte und Rentner sind Verlierer»
Wie gross dieser Erfolg einzuschätzen sei, lasse sich auch daran ablesen, wie erbittert Arbeitgeberverband, SVP und FDP die Vorlage bekämpfen würden. «Scheitert die Reform, gewinnen die Arbeitgeber, und es wird drastische Einschnitte bei den Renten geben», warnte Bianchi.
Doch auch die gewerkschaftsinternen Gegner der Reform gaben alles. «Mit dieser Vorlage müssen wir alle mehr zahlen und bekommen weniger», so Agostino Soldini vom Zentralsekretariat des Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD). «Angestellte und Rentner sind die Verlierer, Banken und Versicherungen die Gewinner.»
Soldini und seine Mitstreiter erhielten viel Applaus für ihre kämpferischen Voten. Zum Schluss überwog dennoch die Ansicht, dass die Vorlage in der Gesamtschau positiv zu bewerten sei. Oder wie ein Delegierter sagte: Die Vernunft siegte über das Gewerkschaftsherz.
Erstmals seit 20 Jahren könnte eine Rentenreform wieder gelingen: Nach jahrelangem Hickhack zwischen Bundesrat und beiden Parlamentskammern hat sich die Einigungskonferenz auf dieses Modell geeinigt:
- Das Frauenrentenalter wird auf 65 Jahre erhöht.
- Dafür soll jeder Neurentner 70 Franken mehr AHV im Monat bekommen.
- Zur Finanzierung der AHV werden die Mehrwertsteuer um 0,6 Prozentpunkte und die Lohnbeiträge um 0,3 Prozentpunkte erhöht.
- In der zweiten Säule wird der Umwandlungssatz, mit dem die Renten berechnet werden, von 6,8 auf 6,0 Prozent gesenkt.
- Zudem gibt es Anpassungen, die dafür sorgen, dass Teilzeitangestellte und Frauen ebenfalls ein grösseres Altersguthaben in der Pensionskasse ansparen können.
Erstmals seit 20 Jahren könnte eine Rentenreform wieder gelingen: Nach jahrelangem Hickhack zwischen Bundesrat und beiden Parlamentskammern hat sich die Einigungskonferenz auf dieses Modell geeinigt:
- Das Frauenrentenalter wird auf 65 Jahre erhöht.
- Dafür soll jeder Neurentner 70 Franken mehr AHV im Monat bekommen.
- Zur Finanzierung der AHV werden die Mehrwertsteuer um 0,6 Prozentpunkte und die Lohnbeiträge um 0,3 Prozentpunkte erhöht.
- In der zweiten Säule wird der Umwandlungssatz, mit dem die Renten berechnet werden, von 6,8 auf 6,0 Prozent gesenkt.
- Zudem gibt es Anpassungen, die dafür sorgen, dass Teilzeitangestellte und Frauen ebenfalls ein grösseres Altersguthaben in der Pensionskasse ansparen können.