FDP und SVP sind verärgert
Jeder dritte AHV-Rentner lebt im Ausland

2030 wird mehr als jede dritte AHV-Rente ins Ausland fliessen. Das ist legitim – doch Bürgerliche ärgern sich, weil das Geld nicht in der Schweiz investiert wird. FDP-Chefin Gössi nimmt den 70-Franken-Zustupf ins Visier.
Publiziert: 21.06.2017 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:41 Uhr
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Immer mehr einstige Gastarbeiter und ausgewanderte Schweizer lassen sich ihre Renten nachschicken.
Foto: Christian Heeb/laif
Christof Vuille

Die Schlacht um die Altersvorsorge 2020 hat begonnen. Die Komitees formieren sich und werden in den nächsten Tagen ihre Argumente für die Abstimmung vom 24. September darlegen.

Die Gegner beschäftigen sich mit pikanten Zahlen. Sie ärgern sich, dass jeden Monat ein beträchtlicher Teil der 70 zusätzlichen AHV-Franken für Neurentner ins Ausland abfliessen würde – und wollen dies in ihrer Kampagne aufnehmen.

245'000 Renten fliessen nach Italien

Selbst manche Parlamentarier sind sich nicht bewusst, dass schon heute 32,3 Prozent aller AHV-Renten ins Ausland bezahlt werden. Der Anteil an der Rentensumme liegt mit 13,1 Prozent deutlich tiefer. Unter den Bezügern befinden sich ausgewanderte Schweizer und Ausländer, die nach der Pensionierung in ihr Heimatland zurückkehren.

Spitzenreiter ist Italien. Gemäss aktuellen Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV)  fliessen 244'000 Renten in unser südliches Nachbarland. Einen Grossteil dürften ehemalige Gastarbeiter ausmachen, der Anteil der Schweizer ist mit rund 9000 gering.

Deutlich höher liegt der Wert in Frankreich: Über 25'000 Eidgenossen verbringen ihren Lebensabend heute im Macron-Land. Beliebt ist als Altersdomizil auch Thailand, wo rund 2300 AHV-Renten hinfliessen.

Künftige Neurentner: 35 Prozent gehen ins Ausland

Sicher ist: Der Anteil der Renten, die ins Ausland ausgerichtet werden, wird bei den Neurentnern bis ins Jahr 2030 «unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung» auf 35 Prozent steigen, sagt BSV-Sprecher Harald Sohns.

Foto: KEY

Das ist dem Nein-Lager ein Dorn im Auge. FDP-Präsidentin Petra Gössi sagt: «Rentner im Ausland generieren in der Schweiz keine Wertschöpfung. Sie zahlen weder Steuern noch konsumieren sie hier.»

Dafür würden sie durch den Ausbau überproportional profitieren. «Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen», so Gössi.

Bedürftige Neurentner im Inland würden zwar auch mehr bekommen, durch gekürzte Ergänzungsleistungen aber nicht profitieren. «Diesen Aspekt müssen wir der Bevölkerung näherbringen, er zeigt exemplarisch wie ungerecht die Reform ist», findet die Schwyzer Nationalrätin.

Bund: Schweizer Auslandsrentner kriegen mehr als Ausländer

Auch SVP-Nationalrat Thomas de Courten (BL) ärgert sich, dass sich immer mehr Rentner «im Ausland einen schönen Lebensabend einrichten».

Die Behörden weisen darauf hin, dass die Summe, die künftig ins Ausland fliesst, niedriger sei als die Zahl der Renten vermuten lasse. Der Anteil werde bis 2030 auf 15 Prozent der gesamten Rentensumme ansteigen, rechnet BSV-Sprecher Sohns.

«Die Beträge, die an Schweizer ausbezahlt werden, sind dabei höher als jene für Ausländer.» Das hat mit der durchschnittlich höheren Zahl von Beitragsjahren zu tun. Zu den umstrittenen 70 Franken hält Sohns fest, dass nur jene Neurentner mit Anspruch auf eine volle Rente auch die ganzen 70 Franken erhalten werden.

In Thailand ein kleines Vermögen

70 Franken mehr pro Monat sind für AHV-Bezüger in Thailand ein kleines Vermögen. Kurt Greutmann, Rentner in Pattaya, weiss: «Kaufkraftmässig entspricht das etwa 420 Franken.»

Für ihn ist klar: «Wenn die Lebenshaltungskosten in der Schweiz weiter so steigen, werden immer mehr Rentner nach Thailand auswandern.» Schon jetzt nehme die Zahl an Senioren stetig zu. Aber auch das Leben in Thailand werde teurer. Darum: Wolle man ein Leben nach Schweizer Standard führen, brauche es auch eine Rente wie in der Schweiz.

«Klar sind wir in Thailand privilegiert,» sagt Greutmann, der ein Reihenhaus mit Swimmingpool, ein Auto und Motorrad besitzt. «In der Schweiz wäre das niemals möglich.»

Bei währungsbereinigter Rentenzahlung «wäre das Land für Rentner sicher nicht mehr attraktiv», glaubt der 69-Jährige.

70 Franken mehr pro Monat sind für AHV-Bezüger in Thailand ein kleines Vermögen. Kurt Greutmann, Rentner in Pattaya, weiss: «Kaufkraftmässig entspricht das etwa 420 Franken.»

Für ihn ist klar: «Wenn die Lebenshaltungskosten in der Schweiz weiter so steigen, werden immer mehr Rentner nach Thailand auswandern.» Schon jetzt nehme die Zahl an Senioren stetig zu. Aber auch das Leben in Thailand werde teurer. Darum: Wolle man ein Leben nach Schweizer Standard führen, brauche es auch eine Rente wie in der Schweiz.

«Klar sind wir in Thailand privilegiert,» sagt Greutmann, der ein Reihenhaus mit Swimmingpool, ein Auto und Motorrad besitzt. «In der Schweiz wäre das niemals möglich.»

Bei währungsbereinigter Rentenzahlung «wäre das Land für Rentner sicher nicht mehr attraktiv», glaubt der 69-Jährige.

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