Frau Widmer-Schlumpf, herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zur Präsidentin von Pro Senectute. Was, glauben Sie, ist die grösste politische Herausforderung für Ihren Verband in den nächsten Jahren?
Die Solidarität zwischen den Generationen wird uns stark beschäftigen. Ihr müssen wir Sorge tragen, denn sie hält unsere Gesellschaft zusammen. Für Pro Senectute selbst ist es wichtig, Angebote zu haben, welche ältere Menschen auch in den nächsten hundert Jahren unterstützen und dazu beitragen, dass sie so lange wie möglich selbstbestimmt leben können.
Untersuchungen zeigen, dass die meisten älteren Menschen in der Schweiz heute wirtschaftlich gut dastehen. Warum sind Sie trotzdem dafür, allen künftigen AHV-Bezügern mehr Geld zu geben?
Jemand, der viel verdient, bezahlt in der Regel auch dementsprechend mehr AHV. Diesem solidarischen Gedanken gilt es auch in Zukunft Rechnung zu tragen. Wie bereits ein Vorgänger von mir im Bundesrat richtig bemerkt hat, ist die AHV für die Reichen in der Schweiz nicht wichtig. Aber die Reichen sind für die AHV wichtig.
Viele Junge rechnen nicht mehr damit, dass sie eines Tages noch eine Rente bekommen. Wäre es aus Solidarität mit jüngeren Generationen nicht sinnvoll, das wichtigste Sozialwerk nachhaltig zu sanieren? Sollten die Pensionäre von heute nicht weniger bekommen, damit für spätere AHV-Bezüger auch etwas übrig bleibt?
Es geht nur miteinander, nicht gegeneinander. Wir können die Altersvorsorge nur dann nachhaltig sichern, wenn alle ihren Beitrag leisten. Die Generationensolidarität ist auch hier matchentscheidend!
Im September stimmt das Volk über die Rentenreform 2020 ab. Welche Konsequenzen hätte ein Nein?
Aktuell können wir aus einer Position der Stärke heraus gewisse Weichen stellen. Ob dies in einigen Jahren noch immer der Fall sein wird, wissen wir heute nicht.
Sie betreuen selber Ihre Enkelkinder einen Tag pro Woche. Bekommen die Grosseltern in diesem Land genug Anerkennung für ihre viele unentgeltliche Arbeit?
Von ihren Kindern und Enkelkindern wird die Unterstützung der Grosseltern sicher in den meisten Fällen wertgeschätzt und mit viel Zuneigung seitens der Enkelkinder und Freude am Betreuen belohnt. Ganz allgemein ist sich die Gesellschaft aber noch zu wenig bewusst, welch wertvollen Beitrag Grosseltern leisten, die sich regelmässig um ihre Enkelkinder kümmern. Diese Arbeit verdient mehr Wertschätzung und Anerkennung.
Seit gestern ist Eveline Widmer-Schlumpf Präsidentin von Pro Senectute. Zu ihrem Start kam es zu einem Schaulaufen von aktuellen und ehemaligen Bundesräten.
In einem Land, in dem die Menschen immer älter werden, wird auch ihre Lobby-Organisation immer mächtiger. 700'000 Personen im Pensionsalter und ihre Angehörigen nutzen das Angebot von Pro Senectute. Gestern Samstag feierte die Stiftung in Bern ihren 100. Geburtstag. Beim feierlichen Jubiläum übernahm alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (61, BDP) das Zepter vom abtretenden Ex-Botschafter Toni Frisch (71).
Politisch war das Thema für den Tag natürlich gesetzt: die in der Frühlingssession verabschiedete Rentenreform. Sie kommt im September vors Volk. Für Neurentner gibts mehr AHV, dafür wird das Pensionsalter für Frauen erhöht und der Umwandlungssatz der Pensionskassen gesenkt.
Die gewiefte Taktikerin Widmer-Schlumpf nutzte gleich die Gunst der Stunde. In ihrer Antrittsrede setzte sie sich für ein Ja zum Anliegen ein, das von FDP, SVP und der Wirtschaft vehement bekämpft wird (siehe Interview). Ihr Engagement wird für die Befürworter sicher wichtig. Die Pensionierten haben nämlich vom AHV-Ausbau nichts, die 70 Franken Zustupf bekommen nur die künftigen Rentner. Deshalb ist gerade in Kreisen der Pro Senectute mit Sicherheit noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.
Definitiv Freude an der Rede seiner Ex-Kollegin hatte sicher Sozialminister Alain Berset (44, SP) – der die Vorlage persönlich gezimmert hatte. Auch er warb in seiner Ansprache für die Idee. Doch es gab an diesem Nachmittag auch vorsichtige Stimmen. Der Vorgänger von Berset, Pascal Couchepin (74, FDP), wollte keine Abstimmungsempfehlung für ein Ja abgeben. Aber auch nicht für ein Nein weibeln. Er mische sich nicht in Geschäfte ein, die sein Nachfolger ausgearbeitet habe. Sicher ist: Feuer und Flamme für das Anliegen wie Widmer-Schlumpf ist der freisinnige Doyen aus dem Wallis nicht.
Seit gestern ist Eveline Widmer-Schlumpf Präsidentin von Pro Senectute. Zu ihrem Start kam es zu einem Schaulaufen von aktuellen und ehemaligen Bundesräten.
In einem Land, in dem die Menschen immer älter werden, wird auch ihre Lobby-Organisation immer mächtiger. 700'000 Personen im Pensionsalter und ihre Angehörigen nutzen das Angebot von Pro Senectute. Gestern Samstag feierte die Stiftung in Bern ihren 100. Geburtstag. Beim feierlichen Jubiläum übernahm alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (61, BDP) das Zepter vom abtretenden Ex-Botschafter Toni Frisch (71).
Politisch war das Thema für den Tag natürlich gesetzt: die in der Frühlingssession verabschiedete Rentenreform. Sie kommt im September vors Volk. Für Neurentner gibts mehr AHV, dafür wird das Pensionsalter für Frauen erhöht und der Umwandlungssatz der Pensionskassen gesenkt.
Die gewiefte Taktikerin Widmer-Schlumpf nutzte gleich die Gunst der Stunde. In ihrer Antrittsrede setzte sie sich für ein Ja zum Anliegen ein, das von FDP, SVP und der Wirtschaft vehement bekämpft wird (siehe Interview). Ihr Engagement wird für die Befürworter sicher wichtig. Die Pensionierten haben nämlich vom AHV-Ausbau nichts, die 70 Franken Zustupf bekommen nur die künftigen Rentner. Deshalb ist gerade in Kreisen der Pro Senectute mit Sicherheit noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.
Definitiv Freude an der Rede seiner Ex-Kollegin hatte sicher Sozialminister Alain Berset (44, SP) – der die Vorlage persönlich gezimmert hatte. Auch er warb in seiner Ansprache für die Idee. Doch es gab an diesem Nachmittag auch vorsichtige Stimmen. Der Vorgänger von Berset, Pascal Couchepin (74, FDP), wollte keine Abstimmungsempfehlung für ein Ja abgeben. Aber auch nicht für ein Nein weibeln. Er mische sich nicht in Geschäfte ein, die sein Nachfolger ausgearbeitet habe. Sicher ist: Feuer und Flamme für das Anliegen wie Widmer-Schlumpf ist der freisinnige Doyen aus dem Wallis nicht.