Das steckt hinter der SRG
Ein Verein mit 23’700 Mitgliedern

Ein viersprachiges Medienunternehmen, das als Verein organisiert ist: Die SRG ist weltweit ein Unikum und ein weitverzweigtes Universum dazu.
Publiziert: 27.11.2017 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:57 Uhr
Die SRG ist mehr als Radio und Fernsehen. Dahinter steckt eine komplizierte und wenig demokratische Vereinsstruktur (Symbolbild).
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Wer an die SRG denkt, hat einen Fernsehmoderator oder das «Tagesschau»-Dekor vor Augen, allenfalls ein Radiostudio. Aber die SRG ist mehr: ein Medienunternehmen und ein weitverzweigter Verein.

23'700 Mitglieder an der Basis, 9 Verwaltungsräte an der Spitze

Zuoberst steht der Verwaltungsrat der SRG unter der Führung von Jean-Michel Cina (CVP, 54). Er ist die Klammer zwischen der Unternehmensführung mit Generaldirektor Gilles Marchand (55, parteilos) sowie dem Verein SRG, der in vier Regionalgesellschaften mit 23'700 Mitgliedern wurzelt. In der Deutschschweiz und der Romandie teilen sich diese in nochmals je sieben Mitgliedsgesellschaften auf.

Zu den Mitgliedern an der SRG-Basis gehören eingefleischte Fans, Zeitgenossen, denen die SRG einfach wichtig ist, oder Politiker, die sich zwecks Beziehungspflege in jedem Verein tummeln. Sie gelten als SRG-Leuchttürme, organisieren Podien, diskutieren in einem Internetforum. Die Mitgliederzahl wächst, aber nicht so stark wie früher. 

Seit 2010 hat die Basis operativ nur noch wenig zu sagen

Die vier Regionalgesellschaften wählen 36 Mitglieder in die nationale Delegiertenversammlung. Auf sprachregionaler Ebene delegieren die Mitglieder ihre Vertreter in die Regionalvorstände, Regional- und Publikumsräte.

Das ist viel Personal: In der Deutschschweiz hat der Regionalrat 28 Köpfe, der Vorstand 11, der Publikumsrat 26. Dazu kommen die Mitarbeiter der regionalen sowie der zentralen Geschäftsstelle und ein Ombudsmann.

All die vielen Funktionäre haben operativ aber wenig zu sagen. Sie sind wie die vier SRG-Radio- und Fernsehanstalten primär von sprachregionaler und föderalistischer Bedeutung. Die Vereinsdemokratie wurde seit Inkrafttreten der SRG-Statuten am 1. Januar 2010 stark eingeschränkt. Bis dahin hatten die Regionalgesellschaften unternehmerisches Gewicht – sie besassen etwa ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Regionalstudioleiter und den verabschiedeten Budgets.

Heute hat nur noch der Regionalvorstand ein exklusives Antragsrecht für relevante Führungsfunktionen im Programmbereich, und nur der SRG-Verwaltungsrat kann Ja oder Nein sagen. Er redet auch bei den Studiostandorten mit. Zudem legt der Regionalvorstand Programmkonzepte fest, wobei Generaldirektor Marchand bei Uneinigkeit an den Verwaltungsrat gelangen kann.

Vereinsdickicht kostet etwa 6,75 Millionen Franken

Die SRG lässt sich ihre Vereinsstruktur einiges kosten: Rund 6,75 Millionen Franken jährlich fliessen an die Regional- und Mitgliedsgesellschaften. 697'000 Franken gingen 2016 an die Verwaltungsräte auf nationaler und regionaler Ebene.

Bleibt der Vorwurf der CVP-Dominanz bei der SRG. Aktuell gehören drei von neun Verwaltungsräten, darunter der Präsident, der CVP an. 2007 waren sechs von neun freisinnig-liberal gesinnt. Die Wahlausschüsse bei Präsidenten- und Generaldirektoren-Wahlen waren überparteilich organisiert. Auch CVP-Medienministerin Doris Leuthard (54) hatte kein Wahlrecht. Auf Präsidialebene der Regionalgesellschaften ist die Mehrheit eher links oder parteilos und hat Erfahrung im Medienbereich.

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