Sie sind konsterniert – die Befürworter der Rentenreform. Sie stehen vor einem Scherbenhaufen. Monatelang haben sie gekämpft – und doch verloren. «Die Vorlage war komplex», sagt die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel. «Und die Verunsicherungskampagne der Gegner hat Früchte getragen.» Das meint auch ihre Basler SP-Kollegin Silvia Schenker: «Wenn man es so aussehen lässt, dass jede und jeder verliert, dann stimmen die Leute Nein.»
«Gössi will Hand bieten»
Das sieht FDP-Präsidentin Petra Gössi naturgemäss anders: «Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass ein Erfolg nicht möglich ist, wenn man die Bürgerlichen aussen vor lässt», sagt sie. «Die Vorlage wurde nicht als Kompromiss wahrgenommen.» Nun sei es an allen Parteien, sich zusammenzusetzen und einen echten Kompromiss auszuhandeln. «Wir bieten Hand zur Sicherung der AHV durch eine moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer.»
Der Luzerner CVP-Ständerat Konrad Graber (59) sieht hingegen FDP und SVP «in der Pflicht, mehrheitsfähige Lösungen vorzuschlagen», sagte er der Nachrichtenagentur sda. Doch er sei skeptisch, dass das gelinge. Die «unheilige Allianz» von links aussen und rechts verspreche nicht viel Gutes für eine künftige Reform.
Alle an einen Tisch
Auch die Gewinner des heutigen Abstimmungssonntags räumen ein, dass es nach dem Volks-Nein nicht einfach wird, rasch eine neue Reform aufzugleisen. «Es müssen nun alle an einen Tisch sitzen», so der Basler SVP-Nationalrat Sebastian Frehner (44) im Schweizer Fernsehen SRF. Und jene Punkte umsetzen, in denen sich beide Lager einig seien: die Erhöhung des Frauenrentenalters und die Senkung des Umwandlungssatzes. Ein Ausbau der AHV komme nicht mehr in Frage, so Frehner: «Die 70 Franken wären ein Brandbeschleuniger gewesen.»
Jetzt einzelne Häppchen der Reform separat vorzulegen sei Salamitaktik, findet dagegen der Berner BDP-Nationalrat Lorenz Hess (56). Die Einzelteile seien zudem nicht mehrheitsfähig. Das hätte höchstens in einem Gesamtpaket gelingen können, so der Berner.