Bundespräsidentin Doris Leuthard verteidigt ihre Strategie
«Atomenergie ist ein Auslaufmodell»

Obwohl sie 2011 kurz nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima präsentiert wurde, sei die Energiestrategie keine Panikreaktion. Kernenergie rentiere auch wirtschaftlich nicht mehr, sagt Bundespräsidentin Doris Leuthard.
Publiziert: 04.04.2017 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:53 Uhr
Aufgezeichnet: Matthias Halbeis

BLICK: Frau Bundespräsidentin, die Energiewende 2050 ist ein Jahrhundertprojekt. Haben Sie manchmal Zweifel, ob die Vorlage wirklich richtig ist?
Doris Leuthard: Nein. In der Schweiz sind wir gewohnt, alles in Etappen zu lösen. Das ist die erste Etappe. Ich habe noch keine Sekunde bereut, dass wir uns auf diesen Weg machen. Die Wirtschaft bestätigt mich jede Woche.

Entstanden ist die Energiewende 2011 innert weniger Monate nach dem Atomunglück in Fukushima. Heute lautet der Vorwurf: Das war eine Panikreaktion.
Wenn man keine Argumente hat, versucht man es halt auf dieser Ebene. Tatsache bleibt: Wir waren damals mitten in den Vorbereitungen, um die Frage zu klären, ob wir neue Atomkraftwerke bauen. Die wirtschaftliche Situation hat sich mit dem Unfall komplett geändert. Mittlerweile haben auch unsere drei Betreiber ihre Baugesuche zurückgenommen – aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Denn mit den heutigen Anforderungen ist es viel zu teuer.

Bundespräsidentin Doris Leuthard warb gestern in Biel bei «BLICK on Tour» engagiert für «ihre» Energiewende: «Mittlerweile haben auch unsere drei AKW-Betreiber ihre Baugesuche zurückgenommen – aus betriebswirtschaftlichen Gründen.»
Foto: Peter Gerber

Welches ist Ihr wichtigstes Argument, weshalb die Vorlage nötig ist, über die wir abstimmen?
Es ist ein Tatsache, dass das AKW Mühleberg schon 2019 vom Netz geht. Wir sind in einer Phase, in der Atomkraft zur Stromproduktion ein Auslaufmodell ist. Die Antwort ist: Erstens Energie sparen, also effizienter werden im Verbrauch von Energie. Zweitens das Potenzial, das wir in der Schweiz an erneuerbaren Energien haben, so gut es geht ausschöpfen. Und drittens den Atomausstieg auch auf Gesetzesstufe verankern. Das haben wir der Bevölkerung versprochen.

Wie gehen Sie mit persönlichen Attacken um? SVP-Nationalrat Toni Brunner sagte an der Delegiertenversammlung seiner Partei, Sie hätten schöne Augen, aber man dürfe sich nicht blenden lassen.
Ich nehme das mal als Kompliment (lacht). Und wenn er keine besseren Argumente hat, muss er sich warm anziehen. Dann verliert er.

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